Atomix Virtual DJ 8 Infinity Test

Alles, was man über die wichtigsten Neuerungen von Atomix Virtual DJ 8 Infinity wissen sollte, hier im bonedo.de-Test: Vier Jahre ist es mittlerweile schon her, dass wir Software-Veteran Virtual DJ in Version Nr. 6 in einem ausführlichen Einzeltest auf bonedo.de „zu Gast“ hatten. Zwischenzeitlich haben wir den Funktionserweiterungen und Bugfixes im Rahmen diverser Mixer- und Controller-Tests immer mal wieder auf den Zahn gefühlt. Innerhalb der letzten vier Jahre hat sich auch bei den konkurrierenden DJ-Programmen einiges getan, dem es etwas entgegenzusetzen galt. Und so fragen wir uns heute: Was sind die neuen Features (neben dem obligatorisch überarbeiteten GUI), die den Hersteller Atomix verlautbaren lassen, dass es sich bei Virtual DJ 8 um einen „signifikanten Meilenstein“ handelt?

Virtual DJ 8 Infinity - das Flaggschiff der VDJ-Lizenzen mit DVS, Controller, Karaoke und Video-Unterstützung.
Virtual DJ 8 Infinity – das Flaggschiff der VDJ-Lizenzen mit DVS, Controller, Karaoke und Video-Unterstützung.

 
Nun, da wäre zunächst einmal die Sandboxing-Funktion zu nennen, die es erlaubt, einen kompletten Übergang nur auf dem Kopfhörer vorzuhören, ohne dass das Publikum etwas davon mitbekommt. Dann folgt der weiterentwickelte Grid-Sampler, der nun hinsichtlich der Anzahl der Dateien nicht mehr limitiert ist, Videos und Sound-Samples ohne Längenbeschränkung verarbeiten kann sowie Farbzuweisungen und Remix-Points erlaubt. Ebenso wurde der Browser mit einer flexibleren Zonenaufteilung bedacht, dazu mit Filtergruppen und neuen Funktionen aufgewertet und es halten einige nützliche Editoren Einzug, zum Beispiel ein Track-Cleaner, dazu Video-, BPM-, Tag- und Sample-Editoren, ein Automix-Fenster im Stile einer Timeline und der „mächtige“ POI-Editor. Dazu gesellen sich noch einige kleine Tweaks über und unter der Haube, wie das längst überfällige Skin-Resizing, individuell belegbare Buttons, neue MIDI-Controller mit Remapping-Option, farbige Wellenformen und, und, und …
Nicht zuletzt hat man auch vor der Effektabteilung und der Sound-Engine nicht haltgemacht und alle internen Audiokomponenten, beispielsweise für das Pitching/Stretching, den Limiter, die Equalizer oder die Filter „umgeschrieben“. Neugierig? Ich auch, also bevor das Intro hier noch weiter ausufert, steigen wir lieber in die Materie ein.

Details

Virtual DJ ist in vier „Güteklassen“ erhältlich, wobei ihr die Home-Version (7.4.1 / noch ohne Mixer- und Controllerunterstützung) „für umme“ durch die Datenleitungen auf eure Rechnersysteme (Mac/PC) beamen dürft. Hier sind die Konfigurationsmöglichkeiten logischerweise beschnitten, aber immerhin darf man separate Master- und Preview-Kanäle einrichten und erst einmal ein bisschen mit der Software experimentieren.
Das nächste Produkt richtet sich an den „Advanced Home User“ und ist eine spezielle Lizenz zur expliziten Nutzung mit einem einzigen Controller. Hier schwankt der Preis, ich sage mal mit der „Professionalität“ des Gerätes. Will heißen: Solltet ihr einen Pioneer DDJ-SZ euer Eigen nennen und mit VDJ auflegen wollen, dürft ihr dies nach einer Investition von 199 Dollar tun. Wer hingegen Numarks IDJ Live II(ohne Audiointerface) nutzt, der legt nur 49 Dollar auf den Tisch. Verständlich, denn das Teil hat deutlich weniger Controller und ist innerhalb weniger Minuten gemappt, wohingegen der Arbeitsaufwand für die Atomix-Programmierer bei einem Schlachtschiff wie dem DDJ-SX ungleich höher ist. Für eine Mixer-Version wie American Audio 14 MXR sind 149 Dollar zu entrichten.
Native Instruments Produkte sind 2014 bisher übrigens nicht in Sicht und so man als User von Traktor-Hardware wirklich einen Systemwechsel in Erwägung zieht, heisst es, sich die Vollversion „Virtual DJ Pro Infinity“ für 299 Dollar zuzulegen. Letztlich wäre da noch der „Pro Subscriber“ für 19 Dollar pro Monat per Kreditkartenabrechnung zu nennen (ihr habt natürlich bereits im Kopf durchgerechnet, dass ihr euch nach rund 16 Monaten „Subskription“ eine Vollversion hättet zulegen können). Das „Abo“ ist gerade als Alternative zur DJ-Controller-Variante sicherlich keine schlechte Idee, wenn man noch unschlüssig ist, welche Kommandozentrale es denn am Ende werden soll und man zuvor mehrere Teile ausprobieren will. Noch unschlüssig? Hier gibt es einen Marktüberblick ... Aber Achtung! Der kommerzielle Einsatz von Virtual DJ erfordert in jedem Fall eine Pro-Lizenz, ob nun Subscriber oder Infinity. Die preiswerteren Modelle, auch die 199-Dollar-Version, sind nicht für die gewerbliche Nutzung gedacht. Junge, Junge!

Fotostrecke: 3 Bilder Virtual DJ 8 Infinity – das Flaggschiff der VDJ-Lizenzen mit DVS, Controller, Karaoke und Video-Unterstützung.

Installation

Diese verläuft reibungslos und verlangt gut 54 MB freien Speicherplatz auf dem Mac. Als Nächstes ist ein User-Account anzulegen und man muss sich damit einloggen, so erweiterte Online-Features genutzt werden sollen. Alternativ darf sich der geneigte Benutzer mit einer Microsoft- oder Google-ID anmelden. Danach führt mich der Ausflug in die Preferences, um die Audio-, Skin- und gegebenenfalls Controller-Settings einzustellen, wenngleich VDJ im Normalfall selbst erkennt, ob ein von Haus aus unterstütztes Gerät angeschlossen ist. Wer demnach mit einem externen DJ-Interface und Maus oder einem Controller arbeitet, wählt als Output „Speaker + Heapdphone“ sowie „Two Soundcards“ (obschon der Name vielleicht etwas irreführend ist) oder das entsprechende Controller-Icon und nimmt gegebenenfalls Input-Routings (CD-Spieler, Mikro) vor.
Wer am externen Mixer arbeitet, wählt selbstverständlich „External Mixer“ aus und so gewünscht auch „Timecode“ – hier werden potenziell unterstützte Mixer und Controller automatisch eingebunden. „Sonderlinge“ unterwirft man stattdessen einfach einem manuellen Mapping-Prozess, wobei einfach hier nicht unbedingt die passende Bezeichnung ist, denn einfach über das GUI zusammenklicken wie in Serato DJ ist nicht – später mehr dazu. Eine Liste der unterstützten Controller gibt es im Übrigen auf der Website im VDJ-Wiki und mit VDJ8 umfasst dieses am 02.09.14 satte 224 Geräte, darunter vereinzelte Exoten, die im deutschen Raum kaum vertreten sind, wie beispielsweise von Akiyama, Audiophony, BMI (MC Crypt), DJinnseries, Hanpin oder Welljoint. Und natürlich finde ich hier aktuelle Geräte-Generationen sowie einige in die Jahre gekommene Tools, die nach wie vor pfleglich Support finden (Ion, Hercules, DJ-Tech, Behringer etc.). Quantitativ soll das erstmal einer nachmachen. Zum Vergleich (wenngleich dieser „vertriebstechnisch“ etwas hinkt): Bei Serato sind es aktuell rund 70 Produkte. Obschon Atomix hier also weit vorn ist, heißt es vor dem Kauf im Zweifelsfall einfach nachsehen.  
Mein persönliches DJ-Besteck für diesen Testbericht besteht aus einem Core2Duo iMac mit 8 GB RAM und dem American Audio 14 MXR nebst Vestax PDX-2300 Turntables (für TC-Steuerung via Vinyl). Als Controller kommen heute Numarks Mixtrack Pro 2, das Novation Launchpad-Mini und der DAP Core Kontrol D2 zum Einsatz.  

Virtual DJ 8 Basics

Natürlich weicht auch Virtual DJ in seinem grundsätzlichen Workflow und Layout nicht vom Branchenstandard ab, daher finden wir in der unteren Bildschirmhälfte den Browser und im oberen Teil des Screens die Decks, die den zentralen Mixer flankieren. Um das optische Geschehen auf dem Screen den eigenen Anforderungen anzupassen, offeriert VDJ8 verschiedene Wellenformansichten, die sich nach dem Deck-Layout richten (siehe Bilderstrecke) und seitengelagerte, einklappbare FX-Panels für Hotcues, Effekte und Loops. Der Mixer lässt sich gegen ein Video-, Scratch- oder Master-Panel austauschen, wo auf den User im Übrigen noch ein Master-Effekt, der Limiter, der (optional eingeschleifte) Mikrofonkanal und die Broadcast-Funktion warten, die in den Preferences eingerichtet wird. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch noch das „Tablet-Layout“, das für die Nutzung auf einem Touch-Device gedacht ist, wobei man das letztlich wohl auf das Windows Surface Pro, vereinzelte Convertibles und auf einige All-in-One-Touch-Desktops einschränken müsste, da einerseits MAC OS X noch keine Touch-Oberfläche anbietet und andererseits iOS und Android-Devices nicht mit VDJ8 kompatibel sind oder besser gesagt „es noch keine App gibt“. Einen smarten Eindruck macht das Tablet-Layout dennoch und ich hätte gerade ordentlich Lust (gerade bei meinem 27er iMac), mal die Fingersteuerung ausprobieren. Hallo ihr in Cupertino, habt ihr das gehört? Aber Spaß beiseite, den Unterschied zum Standard-Layout findet ihr ebenfalls in der Fotostrecke und ich möchte Atomix an dieser Stelle zusätzlich motivieren, in das Haifischbecken der DJ-Apps einzutauchen und zwar nicht als Remote-App, vielmehr dachte ich an eine Stand-Alone-Version. Ja, und selbstverständlich ist das Tablet-Layout auf einem 11-Zoll-Notebook auch ohne „Touch“ eine übersichtliche Alternative.

Fotostrecke: 6 Bilder Virtual DJ 8 Infinity Master Panel mit Broadcast und Mike

Virtual DJ 8 Musikverwaltung

Ein DJ benötigt natürlich vieeel Musik und diese dürfte, wenn man sich denn schon für ein digitales DJ-Programm entschieden hat, aller Wahrscheinlichkeit nach bereits auf der Festplatte rumlungern. Die einfachste Methode, diese in VDJ8 abzuspielen, ist sicherlich der Weg über die Verknüpfungen „Music“ oder „Volumes“ in der Seitenleiste, wobei iTunes-Nutzer dort ebenfalls einen Link auf die Library finden. Standardmäßig sind die Einträge dort wie in iTunes benannt und angeordnet, dürfen aber umgestapelt werden. Zusätzlich erfolgt eine automatische Integration des Video-Folders und der „Serato Scratch Live Crates“, was es Umsteigern von genau dieser Plattform erleichtert – allerdings nicht von „Serato DJ“ und genauso wenig von Mixvibes, Rekordbox oder Traktor, deren Librarys nicht automatisch Einzug halten. Weitere Verweise im „Verzeichnisbaum“ sind unter anderem Sampler-, Filter- und Favoriten-Ordner, Playlisten und eine History sowie Cloud-Lists und Live-Feedback. Selbstverständlich führt der Weg für einen Titel aber auch aus jedem x-beliebigen Ordner per Drag&Drop ins Deck. Und nun gleich mal einige essenzielle Neuerungen:  

Cloud Lists

… sind online gespeicherte Playlisten, auf die der (eingeloggte) Nutzer von jedem anderen Computer aus zugreifen kann, beispielsweise um Wiedergabelisten mit anderen Freunden oder der Online-Community zu teilen, Playlisten von Künstlern zu folgen und dergleichen. Oder der Beschallungsverantwortliche taucht mal kurz in die Virtual DJ Dance- oder Hip Hop-Radio-Streams (ebenfalls Cloud-Listen) ab, um dort nach Futter für den nächsten Song zu suchen. Im Übrigen dauert es ungefähr 6 Sekunden, bis ein Titel über die Glasfaser geladen ist. „Glasfaser gibt’s nicht in der Strandbar 48, im Bunkerbunker, auf der Buddelschiff-Hochzeit oder in der Wüste Nevada? Dann eben einen „Rechtsklick >> download in Cache Ordner“ und die Sache ist in wenigen Minuten offline verfügbar, was das Ausschalten des WLAN-Netzwerks belegt. Möchte ich eine eigene Cloud List anlegen und die Fans bedienen, erstelle ich unter meinem Profilnamen eine neue Liste und kann hier nun Tracks ablegen und entscheiden, ob diese „Musik-Tipps“ öffentlich oder privat sein sollen. Möchte ich hingegen die Playlist eines bestimmten VDJ-Users einsehen, füge ich dessen Benutzernamen meinen Cloud-Listen hinzu und bekomme daraufhin seine „geteilten Tracks“ angezeigt. So weit, so gut, doch leider gelingt das Beladen der Cloud-Listen unter OSX 10.8 nicht immer auf Anhieb, genauso wie der Drag-Drop in die virtuellen Folder.  

Live Feedback

Funktioniert eigentlich wie folgt: Ich spiele einen Titel für einige Sekunden ab, klicke auf den entsprechenden Link und schon zeigt mir die untere Browser-Adresszeile eine Empfehlung für einen Folgetitel an. Ich sage deshalb (eigentlich), weil es durchaus auch mal einen Titel gibt, zu dem keine Offerte kommt und vereinzelt blieb der „alte“ Musik-Tipp auch nach einem Track-Wechsel stehen. Alternative: Ich gebe den aktuellen Titel in die Adresszeile ein, betätige das Lupensymbol und deutlich mehr „geht die Luzie ab“. Laut Hersteller basieren die Vorschläge auf dem, was andere „Jockeys“ im Anschluss an eben meinen Track gespielt haben. Auf Seeds „Dickes B“ hagelt es gleich 32 Matches – kurioserweise (oder vielleicht doch nicht so kurios) alle von Seed. David Morales, seines Zeichens House-Großmeister und Weggefährte des kürzlich verstorbenen Frankie Knuckles, brachte einige Remixes, aber auch Liedgut anderer Musikanten mit dem Namen „Morales“ hervor und zu Tech-Act Dinky gab es „ein Potpourri diverser Künstler und Genres“, eine Einschätzung, die ich nicht unbedingt teilen würde. Grundsätzlich sind „Recomendations“ sicherlich eine interessante Idee, aber Prinzip-bedingt natürlich ein wenig davon entfernt, einen Hundertprozent sattelfesten Folge-Track anzubieten. Und die Entscheidung, ob der Titel tatsächlich zur aktuellen Stimmung auf dem Tanzflur passt, sollte man ohnehin als DJ selber treffen. Indes, als Ideengeber in der Not – warum nicht? Die Alternative zu den lokalen, in der Datenbank indizierten Tracks ist übrigens der Link „Compatible Songs“.
Wichtig beim Aufbau der Library ist natürlich, die Musikdateien einer vorausgehenden Analyse zu unterziehen, damit sie in die diversen Genres katalogisiert werden, die Länge, Geschwindigkeit und Tonart klar sind und zudem das Beatgrid angelegt wird. Das geht ganz einfach per Rechtsklick/Batch-Prozess/BPM-Analyse, zudem lassen sich so auch Titel zur VDJ-Datenbank hinzufügen oder entfernen, Cover laden, Ordner zur Favoritenliste hinzufügen, et cetera. Die „Filter Folder“ sind auch nicht zu verachten, gerade wenn man mit großen Musikbeständen hantieren muss. Beispiel:
1. Genre is “House” and “BPM Difference” =2010 and lastplay

Wichtige Tags stets im Auge behalten. Die Listenansicht mit ihren definierbaren, live aktualisierenden Tags.
Wichtige Tags stets im Auge behalten. Die Listenansicht mit ihren definierbaren, live aktualisierenden Tags.

Was mir ebenfalls gut gefällt, ist die Möglichkeit, mit der „Sidelist“ eine zweite Playlist einzublenden, der ich ebenfalls Tracks zufügen kann, beispielsweise solche, die ich im Laufe des Abends zu spielen gedenke. Zudem enthält die „Sidelist“ eine Option zum automatischen Entfernen von Titeln, die bereits abgespielt wurden. Hier lassen sich obendrein auch Verknüpfungen zu den Lieblingsordnern anlegen, ferner gibt es Tabs für den Sampler und Karaoke. Im „Karaoke“-Reiter, wo man in den Titelabfolgen zusätzlich einen Sänger angeben kann („auf der Reeperbahn“ – „Opa Heinz“, „Anastacia“ – „dem Frank seine Sabine“) hat der DJ zudem die Möglichkeit, für die Pausen eine Hintergrundgrafik und Pausenmusik festzulegen. Ein Klick auf „Start Karaoke“ und das Ding nimmt seinen Lauf.
Dann wäre auch noch die Automix-Liste mit ihren zahlreichen Optionen (Übergang, Gespielte entfernen, Shuffle-Modus …) zu nennen, die sicherlich selbsterklärend ist und mehr oder minder Bestandteil einer jeden guten DJ-Software ist. Möchte ich eine Automix-Liste „für die Nachwelt festhalten“, speichere ich sie einfach als Playliste ab. Nicht selbstverständlich ist allerdings der Automix-Editor, der im Grunde eine vereinfachte Timeline darstellt, mit der im Vorfeld (beatsynchrone) Übergänge angelegt werden können. Ideal zur Hintergrundbeschallung einer Veranstaltung, indes nicht tiefgreifend genug, um damit bahnbrechende Mix-Sets vorzuproduzieren. Also widmen wir uns doch kurz mal den Editoren, wo wir schon einmal dabei sind:

Fotostrecke: 5 Bilder VDJ Tag Editor

Tag Editor

Ein umfangreicher ID3-Tag-Editor, der das Verändern diverser Titel-Informationen, das Anlegen von Gruppen und indizierten Feldern sowie Farbzuweisungen und Sterne-Rating erlaubt.

BPM Editor

Das „Beatgrid“ dient als Grundlage zur Taktsynchronisation. Im BPM-Editor lassen sich Tempo und „Taktraster“ des Musiktitels mit recht rudimentärer Visualisierung anlegen und verschieben, aber keinesfalls so „tweaken“, wie man es von den Platzhirschen kennt. Virtual DJ übernimmt bei der Ermittlung der Songgeschwindigkeit den BPM-Wert des längsten Parts mit konstantem Tempo. Gibt es in einem Musikstück unterschiedliche Geschwindigkeiten, ist es möglich, diese Etappen mittels Marker zu kennzeichnen. Dummerweise zeigt das virtuelle Deck am iMac bei Titeln mit unterschiedlichen Tempoabschnitten aber nicht den aktuellen BPM-Wert des gerade laufenden Parts an, sondern gibt die Geschwindigkeit aus, die über weite Strecken des Titels überwiegen. Mmhh, und was bringt uns das jetzt? Gute Frage. Dass die Anzeige umschaltbar wäre, konnte ich dem Handbuch nicht entlocken.

Video-Editor

Im Videoeditor können Bewegtbild-Dateien mit Texteffekten belegt werden, wobei letzte nicht nur in Schriftart, Größe, Rahmen und Schatten definiert und mit Anfassern gestreckt/gestaucht werden dürfen, sondern optional auch mit Moving-FX belegt werden können, beispielsweise Zoom, Shake, Rotation oder Strobe. Ideal, um IDs oder „Motivations” einzublenden „DJ Roxxstar – in the Mix“, „Hands up in the Air!“, „gleich … Damenwahl“ …
Das Ergebnis ist in einem Vorschaufenster zu begutachten. Zwei unterschiedliche Texte übereinanderlegen geht nicht, der Video-Editor zeigt zudem keine Titelnamen an und offeriert auch keine Undo/Redo-Funktion. Gewöhnungsbedürftig ist auch, dass man erst einmal die „Dauer“ des Textes aufziehen muss, wobei keinerlei Zeitausgabe erfolgt (Startpunkt, Dauer, sprich: an welcher Zeit-Position geht’s los und wie lang ist die Texteinblendung). Zudem verspringt der Marker in die Mitte des Textes. Apropos verspringen. Am Mac poppte das Rechtsklick-Menü während des Testzeitraums öfter mal alles andere als an der Mausposition auf, was den partiellen „Baustellen-Charakter“ in VDJ 8 ein wenig verstärkt. Nun gut, ist im Video-Editor alles erledigt, speichert man den Clip unter einem neuen Namen ab.

POI-Editor

Traktor-User kennen es bereits seit einigen Jahren: die Definition von Zeitmarkierungen im Track. Also beispielsweise als Hotcue oder als Ladepunkt für einen neuen Titel aus der Playliste. In VDJ 8 gibt es die Typen „Hotcue“, „Saved Loop“, „Beatgrid Anchor“, „Automix-Point“ (Full, Fade, Cut) und „Action“, wo Skriptmakros ausgeführt werden können, wie etwa „Sampler 4 play“ „video transition 1000 ms“, dazu Deck- und/oder Audio-Controls sowie das Setzen und Auslesen von Variablen. Das nenne ich mal flexibel und das klingt alles ziemlich vielversprechend, aber ohne eine vollständige Skript-Dokumentation (es gibt jedoch ein Online-WIKI), ist gerade für den Newbie viel „Trial & Error“ angesagt. Auch das Betätigen des Dokumentation-Buttons auf dem Mac ist ein Schuss ins Leere.

Track Cleaner

Im Track-Cleaner lassen sich ausgewählte Bereiche eines Titels entfernen bzw. „zensieren“ (rückwärtslaufen) oder durch Wiederholungen in die Läge ziehen. „Explicit Lyrics“ ausblenden, beispielsweise. Ist der Edit fertiggestellt, wird er einfach unter einem anderen Namen gespeichert und kann dann ins Deck geladen werden.
So viel zu den Editoren, aber den größten Editor bilden wohl die Voreinstellungen selbst, denn hier hat man eine stattliche Anzahl von Konfigurationsmöglichkeiten, die zu beschreiben den Rahmen dieses Artikels definitiv sprengen würde und daher als Screenshots Platz in der nachfolgenden Fotostrecke gefunden haben.

Fotostrecke: 3 Bilder Die umfangreichen Preferences in VDJ 8, hier noch größtenteils eingeklappt.

Praxis

Die neue Sound-Engine arbeitet intern mit einer Wortbreite von 32 Bit und in VirtualDJ 8 wurden die internen Audio-Komponenten neu programmiert, was unter anderem die Equalizer, Filter oder den Timestretcher/Compressor betrifft. Zum Einstieg in den Praxisteil also hier direkt mal ein paar Eindrücke zum Sound von VDJ8.

Audio Samples
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VDJ 8 Timestretch Compression VDJ 8 Hi-EQ VDJ 8 Mid-EQ VDJ 8 Low-EQ VDJ 8 Filter VDJ 8 Flanger VDJ 8 Phaser VDJ 8 Loop Roll VDJ 8 Samples

Controllertest

Neugierig wie ich bin, stöpsel ich natürlich direkt mal einen Controller an, damit das Mausgeschubse so schnell wie möglich ein Ende hat … und schon geht’s tiefer ins Eingemachte als ich es mir erhofft hatte, denn kaum habe ich den Numark Mixtrack Pro 2 konnektiert und das Audiointerface akzeptiert, legt der Mixtrack mit den Titeln auf Deck 3 und 4 los. Der Schuldige ist schnell ausgemacht, denn ich stoße im Controller-Editor auf zwei Mappings (einmal für Deck 3 und 4, einmal für Deck 1 und 2) von denen ich – der Mixtrack Pro ist ja ein Dual-Deck-Controller – das überflüssige Setup über das Feld „Mapping“ manuell deaktiviere. Beim Browser dann aber gleich die nächste Überraschung, öffnet er doch auf Klick das gewünschte Verzeichnis, springt aber dann statt in den Unterordner auf den nächsten Reiter und ich muss wieder „zurückdrehen“. Öffnen und Schließen in bekannter Manier geht so nicht, sondern ich muss dafür den „Back“-Button betätigen. In der Playlist selbst kommt es beim „Browser“-Encoder-Drücken dann zu einem Ladevorgang ins aktiv markierte Deck. Ich denke, hier gibt es noch ein wenig Optimierungsbedarf. Positiv zu erwähnen ist: Native Mappings lassen sich auf Wunsch „überschreiben“, wobei man allerdings immer wieder Werte einzutippen hat. Ich würde mir wünschen, dass man hier mit Slidern und Auswahlboxen arbeiten könnte, statt „Beschreibungstext durchzulesen und eintippen zu müssen“ – ist etwas langwierig. Einsteiger führt der Mapping-Editor in Traktor daher mitunter schneller zum Erfolg. Die Performance mit dem Controller an sich ist aber in Ordnung. Nur in höchst seltenen Fällen nähert sich die CPU-Auslastungsanzeige dem roten Bereich.

Timecode-Check

Nun haben ja inzwischen einige frühe DJ-Programme oder Interface-Bundles, die mit Timecode-Medien arbeiteten, das Zeitliche gesegnet, beispielsweise Final Scratch und Digiscratch oder auch Numarks Virtual Vinyl respektive Hercules Pendant DJ Trim 4/6. Und das hat sicher seinen Grund, denn gerade Turntablisten benötigen für ihre Tricknologien ein möglichst verzögerungsarmes Zusammenspiel zwischen Hardware und Software, eine möglichst akkurate Kalibrierung des Timecode-Mediums und die Option, kleinere, stabilisierende Tweaks selber vorzunehmen. Leider ist das Konfigurationspanel in VDJ nicht besonders aufschlussreich geraten, denn außer dem Träger-Medium und dem Modus gibt es keine Möglichkeit, Timecode-Tunings vorzunehmen (Phase, Gain, Lead-in etc.). Außerdem sind alle Voreinstellungen (ich hoffe mal, das liegt noch an der frühen 8.0x-Version) verschwunden, falls man zwischendurch auf einen anderen Reiter klickt. Software-Abstürze am Mac (OS X 10.8 & 10.9) oder das gänzliche Aussteigen bei der Konfiguration sprechen ebenfalls nicht gerade für sich und schon gar nicht für den Einsatz vor Publikum. Ich weiß nicht, warum das in einem 299-Euro-Produkt so ist, ich weiß aber, dass ich hierfür einen halben Stern einbehalten werde. Der Vollständigkeit halber: Solltet ihr lieber mit Timecode als mit einem Controller auflegen wollen, verwendet am besten Seratos TC-Vinyl, mit denen sich meiner Meinung nach das Abspielen am besten angefühlt hat.

Fotostrecke: 2 Bilder Auf dem Mac noch recht buggy: das Audio-Routing zur Timecode Verwendung

Sandboxing

In kurz: Bei eingeschalteter Sandbox ist nur der aktuell abspielende Track auf dem Master-Output zuhören und alles, was der DJ sonst in der Software anstellt, passiert ausschließlich auf dem Kopfhörer im Split-Modus. Unmöglich? Ganz und gar nicht und nicht schlecht, um beispielsweise einen Mix vorzuhören, bevor man ihn vor Publikum vollführt. Das funktioniert wie folgt: Sagen wir mal, es prasselt bereits seit einigen Minuten ein Musiktitel von Deck A auf den Dancefloor nieder. Nun möchte der DJ ausprobieren, an welcher Stelle er den Übergang zum Track auf Deck B vollziehen will und wie das so klingt. Er betätigt nun den Sandbox-Button, woraufhin direkt daneben eine Wellenvorschau auftaucht, welche die tatsächliche Abspielposition seines laufenden Tracks zeigt. Im Deck selbst kann er nun mit der Maus die gewünschte Stelle heraussuchen, wo er den Übergang einzuleiten gedenkt und sich einen Cue-Punkt, auch als visuellen Marker, anlegen. Ebenso kann er eine Stelle im zweiten Deck suchen, dieses sogar mit Aufziehen des (zunächst heruntergezogenen) Line Faders auf Deck 2 reinmixen und einen Orientierungsmarker setzen, ohne dass die Meute etwas davon mitbekommt. Das Ergebnis erscheint nur auf dem Kopfhörer. Betätige ich den Sandbox-Button erneut, hat der Spuk ein Ende und alles ist wie vorher. Das Ganze lässt sich aber noch weiter spinnen, denn auch die EQ-Einstellungen, beispielsweise beim Herausdrehen der Bässe, Loops, Effekte und das Einstreuen von Samples kann erst mal seelenruhig ausprobiert werden. Sandbox aus und alle virtuellen Fader und Knobs sind wieder an der Position, wo sie zuvor waren. Prima Idee, das muss man schon sagen, allerdings noch mit ein paar „Kinderkrankheiten“ behaftet:  
So ist mir zum Beispiel aufgefallen, dass ein eingeschalteter Effekt nach dem „Unboxing“ weiterhin aktiv ist. Das ist eventuell nicht das Gelbe vom Ei, denn so kommt er „brachial“ mit Abschalten der Sandbox auf das Deck. Beim Sandboxing gilt es aber noch ein paar andere Aspekte zu beachten. Beispielsweise stellt sich die Option nur im Zwei- und Sechsdeck-Skin. Sandbox ist deaktiviert, wenn bereits zwei Titel abspielen und so man im 6-Player-Layout drei Decks auf einer Seite befehligt, steht der Sandkasten nur für den zuerst aktivierten Player zur Verfügung, bis dieser gestoppt wird. Die Aussage im Handbuch, Sandbox funktioniere nicht, wenn Effekte, Samples oder Loops auf dem aktiven Deck laufen, kann ich so nicht bestätigen, vielmehr gilt es, die Loops und FX, die in die Box übernommen werden, auszuschalten (Achtung – beim Deaktivieren der Box sind die Loops wieder da, die FX jedoch nicht!). Mit Videos geht es allerdings tatsächlich nicht und natürlich auch nicht, wenn es keinen Preview-Kanal gibt, also beispielsweise wenn die Soundkartenausgänge separat auf einen externen Mixer geroutet sind. Beim Sandboxing vermisse ich obendrein, einen Loop „auf die Schnelle“ anlegen und speichern zu können, der dann automatisch anspringt (Zauberwort „Loop Active“), wenn die Abspielnadel den Einsprungspunkt überfährt und man in der Folge seelenruhig Deck 2 reinmischen kann, das vielleicht schon mit einem synchronisierten Loop darauf wartet. Okay, das ist schon sehr speziell und nicht unbedingt sooo wichtig für Mainstream-DJs, die zweifelsohne einen starken Teil der VDJ-Kernzielgruppe bilden. Das Sandboxing an sich ist aber eine tolle Bereicherung für VDJ und wird alsbald sicher so manchen „Nachahmer“ finden.

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Effekte, Floating-Panels und Custom Buttons

Die integrierten Effekte in VDJ waren für mich bisher immer ein Knackpunkt, sowohl in qualitativer wie auch quantitativer Hinsicht. Daran hat sich auch mit VDJ 8 leider nichts geändert. Schade. Mit einem Klick auf das Zahnrad im Effektfenster lassen sich die erweiterten Effekteinstellungen aufrufen, die dann als Floating Panels frei platziert werden können, jedoch inkonsequenterweise nicht an die FX-Leiste des jeweiligen Decks angedockt werden dürfen. Auch ist es nicht möglich, die Parameter mit beispielsweise dem verwendeten Mixtrack oder dem DAP-Audio zu steuern, da die Anzahl der Drehregler mancher Effekte die der Hardware übersteigt. Und versuch dann mal als unbedarfter Anwender, auf die Schnelle die FX-Parameter zu finden und zu mappen. Hier fehlt mir ein wenig „der rote Faden“ und die Benutzerfreundlichkeit.
Das geht noch einen Schritt weiter, denn es können ja VST-Effekte unter VDJ eingebunden werden, indem man die DLL in den Ordner „UsersUsernameDokumenteVirtualDJPluginsSoundEffect“ kopiert. Das funktioniert allerdings nur unter Windows. Sehr ärgerlich, arbeiten doch viele DJs auch mit Apple-Systemen. Interessant hingegen ist wiederum: Virtual DJ bietet dem Anwender die Option, Effekte zu gruppieren und dadurch zu organisieren. Sicher, mit einem Dutzend integrierter Standardeffekte ist man schnell durch, aber wer VST nutzt …
Am MAC ließ sich die Gruppe zwar problemlos anlegen, jedoch der „Drag&Drop“ des Effekts in die Gruppe funktionierte wieder mal nicht – stattdessen passierte nichts. Anraten würde ich hier vielleicht die Funktion, mehrere Instanzen verschiedenen Gruppen zuordnen zu können, weil ich mir dann spezielle „Dreiergruppen“ für den Single-Modus mit drei FX-Racks vordefinieren könnte, die ich zudem gern auf Tastendruck der Unit zuweisen würde. Vielleicht ließen sich dafür ja …

Custom-Buttons  

… verwenden. Custom Buttons sind (aktuell nur magere) drei leere Buttons in der Virtual DJ-Benutzeroberfläche, die mit eigenen Script-Befehlen belegt und benannt werden dürfen, was sicherlich grundsätzlich keine schlechte Idee ist, aber am Ende wäre doch eine komplette Toolbox mit deutlich mehr Buttons und beispielsweise einigen Drehreglern oder Fadern für Effektmakros oder Ähnliches nicht verkehrt.  

Sampler/Sample-Editor

Der Sampler kann bis zu 64 Samples pro Bank bei nicht limitierter Anzahl an Sample-Bänken enthalten. Neue Banks und Sampler-Ordner werden in der Seitenleiste angelegt und können dann im Sampler selbst selektiert werden. Dort gibt es die vereinfachte Pad-View, wo das Icon als großes „Trigger“-Feld dient sowie eine Listenansicht mit Volume-Slider und der Möglichkeit, die Samples per Rechtsklick in den Sample-Editor zu laden, um sie zu bearbeiten. Hier stehen Abspielwerkzeuge bereit und es lassen sich neben Namen, Icon, Farbe, Gruppenzugehörigkeit, Gain und Geschwindigkeit des spezifischen Samples auch der Modus (Drop/Loop), der Loop-Mode (Flat/Original Tempo, Pitched/Master Tempo), Sync-Start und Sync-Lock) sowie die Trigger-Art festlegen (On/Off Hold, Stutter, Unmute). Hier ist gerade Unmute im Loop mit Autosync ganz interessant, denn so können auf Tastendruck einzelne Passagen des Samples gezielt eingespielt werden.
Eine Wellenformvorschau gibt es im Sampler selbst nicht, stattdessen sieht man nur die absolute Position anhand eines Balkens. Ganz im Gegensatz zum Sample-Editor, der die Beats, den Downbeat-Marker und die Abspielposition darstellt. Wichtig zu wissen: Es spielt maximal ein Sample pro Gruppe simultan ab (Beispiel: „Kick Hard“ aus der Gruppe „Kick“ kann nicht mit „Kick Distorted2 überlagert werden. Workaround: Einen anderen Gruppennamen verwenden wie „Distorted Kicks“). Das Extrahieren eines Audiozyklus aus einem laufenden Track erfolgt hingegen über das Advanced Loop Panel im GUI. Wie’s geht? Deck starten, Loop setzen, „REC“ drücken und es landet in der Recording-Liste bereit für den Editor. Ein anderer Weg ist der „Dragdrop“ eines Titels in den Sample-Editor und das Festlegen der Sample-Flanken mit den beiden blauen Markern. Dann speichern und es ist „geschnitten“. Bei diesem Vorgang lässt sich für eine gezielte „Sample truncation“ ziemlich weit in die Welle reinzoomen.
Letztlich hat der Sampler noch eine spezielle Bank namens „Remix-Mode“, wo die POIs (so vergeben) auftauchen und als smart Cue-Pads behandelt werden. Trotz allem überzeugt mich der Sample-Player in Konkurrenz zu Traktors Remix Decks nicht vollends, aber von der Warte eines Sample-Players und nicht eines Remix-Bataillons ist er doch gelungen und übersichtlich in der „Bedienung“. Vor allem im Gegensatz zu Version 7 hat er doch eine deutliche Steigerung erfahren und eröffnet in Kombination mit einem Trigger-Bord (am besten dann natürlich mit einer 8×8-Matrix) wie Novations Launchpad besonders viel Spaß. Klar, dass das Auge direkt zum gerade für einen Test eingetroffenen „Launchpad S“ rüber schielt, das kurzerhand aus den Karton gezerrt wird, um festzustellen, dass VDJ8 bereits ein Mapping für das Brett integriert hat und zwar für die 64 Sample-Bänke, die zudem noch in unterschiedlichen Farbgruppen illuminieren. Außerdem stellt das Mapping einen weiteren Layer zum Anspielen der Decks zur Verfügung, nebst optischem Beat-Sync-Lauflicht und einigen anderen Nettigkeiten. Das Abspielen des Samplers erfolgt Software-bedingt jedoch ohne Anschlagsdynamik.
Apropos Dynamik: Die baut man natürlich am besten mit der Auswahl geeigneter Musikstücke auf, und diese muss man in diesem Jahrzehnt gar nicht mehr Track für Track für 2-3 Euro i Online-Stores kaufen, sondern es gibt heutzutage ja einige interessante Abo-Dienste, darunter auch die Content Flatrates in Virtual DJ. Doch was taugen die wirklich?

Fotostrecke: 3 Bilder Virtual DJ 8: Aufwändige MIDI-Controller Aktionszuweisungen

Content

Wer möchte, kann den Content für seine Mixsessions auch abonnieren, sprich von Streaming Diensten beziehen, statt die Musik Track für Track zu kaufen. Die Atomix-Internetpräsenz weist hierzu 15.000.000 Tracks aus dem Portfolio von Grooveshark aus – eine wahrlich stattliche Anzahl – doch wie es der Teufel so will, führt meine Suche hier ins Leere, denn Grooveshark haben gerade den Betrieb in Deutschland eingestellt. GEMA-Kosten mal wieder. Sie verweisen freundlich auf simfy und bieten eine Option, die eigenen Inhalte zu exportieren. Wie das genau funktioniert, kann ich mangels Grooveshark-Account nicht sagen. Und wer nun genau den Musik-Content „liefert“, konnte ich zum Zeitpunkt der Niederschrift dieser Zeilen ebenfalls nicht herausfinden. Und dies sind die Abos:  
Musik-Streaming-Service kostet 9,99 Euro. Wichtig zu wissen: Solltet ihr fernab irgendwelcher breitbandigen Netzwerkverbindungen das abendliche Programm bestreiten, dürft ihr die Songs im VDJ-Format auf der Festplatte abspeichern und könnt sie, solange eure Flatrate gebucht ist, offline abspielen.
Karaoke-Plan kostet 19,99 pro Monat und kommt in USA/CA von KaraokeCloud. Der Rest der „Welt Internationally“ wird von MegaHits beliefert. Der Gesamtkatalog enthält SBI, SunFly and DigiTrax (Chartbuster) Songs und das PDF mit dem Tracklisting ist satte 219 Seiten lang. Junge, Junge! In der Tat spuckt die Karaoke-Suche einiges „bekanntes und unbekanntes“ Zeug aus, hält sich aber, was vielleicht für den Wedding-DJ von Bedeutung sein könnte, auch bei zusätzlich aktiviertem Net Search im Punkt „deutsche Musik“ sehr zurück. Daher gab es hier auch keine Ärzte, keine Lindenbergs, keine Helden oder Fischers. Durchaus ein Disqualifikationsmerkmal für die germanische „Schlager-Pop-Rock-Hochzeit“. Ganz anders beim …
Video-Plan, für den satte 49,99 pro Monat zu entrichten sind. Er gewährt Zugriff auf den Katalog von VJPro mit all seinen Musikvideos. Ob Mileys Abrissbirne, Foreigner Live in der Hr1 Lounge, Boytronic bei Peter Illmann (natürlich nicht HD), die Anaconda, J-Lo&Iggy oder der EDM-Rundsumchlag – alles da, nur „zeitbedingt“ in unterschiedlichen Qualitätsstufen. Die Dance-, Hiphop- und Rock-Szene ist ebenfalls sehr stark vertreten. Um die nächste Wunschpunsch-Party ist es also ziemlich gut bestellt. Gecachte und gestreamte Titel werden automatisch in die VDJ-Datenbank eingetragen und lassen sich somit auch schnell wiederfinden. Alle 30 Tage müssen sie jedoch bezüglich des DRM-Schutzes überprüft werden, sprich sie laufen einen Monat, dann müsst ihr wieder online gehen, wenn ihr sie weiter nutzen wollt.

Wieso, weshalb, warum?

Vor dem Ende hier noch die beiden Antworten auf zwei essentielle „Digital-DJing-Fragen“, die ich auf Atomix-Website gefunden habe und auf keinen Fall unterschlagen möchte:
1. WHY SHOULD I USE VIRTUALDJ INSTEAD OF SERATO OR TRAKTOR?
2. WHY USE A DJ SOFTWARE INSTEAD OF TURNTABLES OR CDS?
Das lässt sich wohl am besten mit den Worten des Herstellers selbst erklären, wobei ich mir erlaubt habe, nicht den ganzen Text der Website (zu sehen im Screenshot) zu kopieren, sondern versucht habe, die Kernaussage des Textes herauszufiltern:
1.Of course, you will always find some DJs who spent years of hard work to learn how to do all this without a computer, and who will tell you that you should use the same software they do, because they want you to go through all the pain and suffering they went through. They are afraid of how fast you would start mixing better than them if you use VirtualDJ. This is why millions of regular every-day DJs are using VirtualDJ, while some high-profile DJs are still using Serato: the more rich and famous you became by mastering DJing “the old way”, the harder it is to take the risk to try new tools and see if you can still improve your act.
2.Because DJ software are to vinyl and CDs what word processors are to typewriters, and you’re not still using a typewriter, are you?
Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen. Danke fürs Durchhalten und Zeit fürs Fazit!

Fazit

Virtual DJ 8 bringt einige neue Komponenten und viele kleine Detail-Tunings mit, die neue kreative Möglichkeiten eröffnen und Verbesserungen im Workflow bedeuten, was somit auch eine neue Versionsnummer rechtfertigt. Allen voran stehen hier das Sandboxing, der Sampler, die Editoren und nicht zuletzt das oft von uns angeprangerte, nun endlich frei skalierbare GUI. Dazu gesellt sich ein schicker Tablet-Mode, dem Android- und iPad-User aufgrund fehlender Apps für diese Systeme wohl leider nichts abgewinnen können, der jedoch auf Windows-Tablets eine gute Figur machen sollte. VDJ unterstützt Audio-, Video- und Karaoke-Dateien, Rewire und VST-Plug-ins, über 200 Controller, diverse Timecode-Formate, die hauseigene iPad-Remote sowie Broadcasting und kommt damit nicht von ungefähr auf einen Gesamtpreis von 299 Euro für die kommerziell nutzbare Version. Wer die Content Flatrates nutzen möchte, statt Tracks zu kaufen, kann dies ab 9,99 Euro pro Monat für die Music-Flatrate tun. Die Online-Features sind ohnehin nicht ohne, denn sie reichen von Empfehlungen für den nächsten Song über Playlist-Sharing und Offline-Speicherung der Musikstücke. Prima, allerdings mutet das Programm in der Version 8.0x auf dem Mac teilweise noch wie eine Baustelle an und zudem sind Features wie VST-FX auf Apple-Systemen überhaupt nicht nutzbar. Das lässt die 299 Euro schon anders „wiegen“ und trübt den Gesamteindruck, auch vor dem Hintergrund, dass mancher Konkurrent gerade mal die Hälfte oder gar weniger für seine Software verlangt. Nichtsdestotrotz: VDJ hat zurecht viele Fans und sicherlich gehört die Flexibilität und das gute Dateimanagement zu den Stärken der Software. Daher dürfte das Programm auch weiterhin, gerade im Mainstream-Segment, das zweifelsohne einen starken Teil der VDJ-Kernzielgruppe bildet, seine Anhänger finden. Nicht zuletzt vielleicht auch aufgrund der kostenlosen „Lifetime Upgrades“: Einmal die Kohle investiert, darf man stets und kostenlos die Generations-Updates laden. Apple-Anhänger sollten allerdings diverse Bugfixes abwarten können.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Sandboxing
  • Runderneuerter, erweiterter Sampler
  • Praktische Musikverwaltungs-Tools und -Editoren
  • Stattlicher Controller Support
  • Austauschbare GUI-Skins
  • DVS offen für jedwedes Interface
  • Video- und Karaoke-Mixing
  • Optionale Content Flatrates
  • Integrierte Skript–Aktionen
  • VST- und Rewire-fähig (Windows)
Contra
  • Keine manuelle Timecode-Kalibrierung
  • Harmlose Effekte ohne Plug-in Einbindung am Mac
  • Einarbeitungszeit für manuelle Konfiguration/Mapping
  • Hoher Preis für User, die kein Video/Karaoke/Streaming nutzen
  • Nicht immer logisch konzipiert
  • Einige Bugs auf MAC OS X
Artikelbild
Atomix Virtual DJ 8 Infinity Test
Virtual DJ 8 Infinity - das Flaggschiff der VDJ-Lizenzen mit DVS, Controller, Karaoke und Video-Unterstützung.
Virtual DJ 8 Infinity – das Flaggschiff der VDJ-Lizenzen mit DVS, Controller, Karaoke und Video-Unterstützung.
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maximilian sagt:

#1 - 13.12.2014 um 17:16 Uhr

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JayHardway sagt:

#2 - 11.02.2015 um 20:02 Uhr

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wäre echt nett, wenn ihr ein Video zu Virtual Dj 8 machen würdet :)

Profilbild von Martin Mc Fly

Martin Mc Fly sagt:

#3 - 11.10.2015 um 14:14 Uhr

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wäre nett mal ein Update des Tests durchzuführen.....gegenüber Native I und Serato hat sich einiges getan, und: A: einarbeitungszeit hat der User in allen Programmen, B: zum Preis, welche Software ist gegenüber, Playern, Controllern usw...so offen wie VDJ ??? und lasst endlich mal die Überbewertung der Effekte usw....die wenigsten DJs arbeiten mit dem Kram, konzentriert Euch lieber mal auf die wichtigen Sachen: Datenbank, Stabilität usw...VDJ 8 in der neuesten Version 8.02465 läuft auf Mac und Windows SUPER STABIL, ist schnell eingerichtet, läuft mit fast allen Hardware Controllern, Playern etc...direkt, der Explorer Bereich sucht seinesgleichen, weder NI noch Serato sind so einfach und logisch konzipiert, hat einen grossen Umfang, alles lässt sich mühelos konfigurieren und Einstellen, und dann solltet Ihr auch mal bei Euren Produktbildern die alten VDJ7 Skins herausnehmen !!!! Also, Update Eures Berichtes wäre wünschenswert.

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