Audio-Technica AT-LP120XUSB SV Test

Audio-Technica hat den direkt angetriebenen Plattenspieler LP120 redesignt und mit der Bezeichnung AT-LP120XUSB-SV versehen. Dieses Modell wird für einen sehr günstigen Anschaffungspreis von 259 Euro angeboten, muss allerdings im Vergleich zum Vorgänger auf eine ganze Reihe an Funktionen verzichten. Da der AT-LP120XUSB-SV aber trotzdem kein „gewöhnlicher“ Plattenspieler ist und Besonderheiten wie einen Line-Ausgang und USB-Anschluss besitzt, habe ich das Gerät einem ausführlichen Praxistest unterzogen und mir angeschaut, für wen er sich eignet.

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Details

Der AT-LP120XUSB-SV, den ihr auf der Audio-Technica Website unter der verkürzten Bezeichnung  AT-LP120X findet, besitzt ein silberfarbenes Kunststoffgehäuse, das 141,6 x 452 x 352 mm misst. Der Zeiger der Waage pendelt sich bei 8 kg ein, womit der Player eher zu den leichtgewichtigen Geräten gehört.
Im Lieferumfang befindet sich ein Aluminiumdruckguss-Plattenteller, eine Slipmat aus Filz sowie eine Nadelpositionierungs-LED zum Aufstecken und ein Gegengewicht. Des Weiteren findet man einen 45 RPM Single-Puck, eine Acryl-Abdeckhaube und einen AT-VM95E Tonabnehmer mit elliptischer Nadel, der auf der AT-HS6 Headshell vormontiert ist. 
Audio-Technica hat dem Player zudem eine gedruckte Schnellstartanleitung und Sicherheitshinweise beigelegt sowie ein circa 2 m langes USB-Kabel, ein 1,4 m Stereo-Cinchkabel mit Masseanschluss und ein externes Netzteil mit wechselbaren Euro- und UK-Stecker-Aufsätzen. Zur Digitalisierung von Schallplatten empfiehlt Audio-Technica die Software Audacity, die sich kostenlos aus dem Internet herunterladen lässt.

Fotostrecke: 2 Bilder Audio-Technica liefert den direkt angetrieben AT-LP120XUSB-SV in einer schicken weißen Verpackung aus …

Player

Macht man sich in einem ersten Rundgang mit dem Player vertraut, so entdeckt man vieles, was an den DJ-Standard-Plattenspieler SL-1210 von Technics erinnert. Auf der linken Seite befindet sich ein Drehschalter zum Ein- und Ausschalten des Gerätes mit einer roten Beleuchtung, die optisch die unterschiedlichen Player-Geschwindigkeiten visualisiert. Zum Starten- und Stoppen des Plattentellers gibt es einen 3 x 4 cm großen Taster, der deutlich vernehmbar „klackt“, wenn er aktiviert wird.
Zwei illuminierte Taster dienen zum Umschalten der Drehzahlsteuerung (33, 45 und 78 RPM). Wandert man etwas weiter nach rechts, so trifft man auf den Anschluss für die Nadelbeleuchtung und den Pitchfader, der bei 0 Prozent einrastet und einen Regelweg von 10 cm hat. Eine rote LED zeigt die Neutralstellung des Faders an und per Druck auf den Quarztaster wird die Pitch-Regelung deaktiviert. Der AT-LP120XUSB-SV erlaubt Tempoänderung im Bereich von 8 oder 16 Prozent.
Zur Abstimmung der Balance und Auflagekraft des S-förmigen Tonarms dient ein Einstellgewicht, das einen Nadeldruck von bis zu 4 Gramm auslöst. Eine Antiskating-Funktion soll das Wandern der Abtastnadel zur Mittelachse verhindern. Mit einem Lift lässt sich der Tonarm anheben und absenken und an der Vorderseite des Tonarms befindet sich ein SME-Bajonettverschluss zur Montage eines Tonabnehmersystems. Im hinteren Bereich gibt es eine Ablagemöglichkeit für den 45 RPM Single-Puck sowie eine Einbuchtung für eine Headshell.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Layout des AT-LP120XUSB-SV wirkt vertraut

Anschlüsse

Auf der Rückseite des Audio-Technica-Players, etwas ins Gehäuse hinein versenkt, befinden sich die analogen und digitalen Anschlüsse. Das Ausgangssignal des Plattenspielers wird über ein Cinch-Paar ausgegeben, das wahlweise ein Phono- oder Line-Signal liefert. Die Umschaltung erfolgt mittels eines kleinen Schalters unmittelbar neben den Buchsen. Diese Ausführung erlaubt eine flexible Nutzung, da man auch Geräte wie Soundkarten oder Amps ohne spezielle Phono-Verstärkung nutzen kann – super! Zur Digitalisierung von Vinyl-Schätzen gibt es zudem einen USB-1.1-Computer-Anschluss. Eine 12-Volt-Buchse dient zum Anschluss des externen Netzteils. 

Fotostrecke: 2 Bilder Die Anschlüsse des Plattenspielers befinden sich auf der Geräterückseite, …

Praxis

Bevor man die erste Vinyl mit dem AT-LP120XUSB-SV abspielen kann, muss der Zusammenbau und die Konfiguration des Geräts erfolgen. Beides ist nicht sonderlich schwer, da die gut verständliche Anleitung, die leider etwas versteckt auf der Hersteller-Website zu finden ist, alle Punkte ausführlich behandelt und die entsprechend zu wählenden Parameterangaben beinhaltet.
Im ersten Schritt wird der Aluminium-Plattenteller auf der Mittelachse platziert, das Ganze erfolgt, wie der gesamte restliche Vorgang, werkzeuglos. Auf dem Plattenteller wird die Filzmatte positioniert, leider wurde dem Player keine alternative Gummimatte spendiert, die gerade für Digitalisierungs-Jobs klanglich etwas besser gewesen wäre. Mit der Einstellung der höhenverstellbaren Füße und dem Verschrauben des fertig montierten Systems am Tonarm ist die Grundeinrichtung abgeschlossen.
Um den Tonarm auszubalancieren, wird an dessen Ende das Gegengewicht aufgeschraubt und so lange gedreht, bis der Tonarm in waagerechter Position verbleibt. Um diese Position zu markieren, dreht man am vorderen Teil des Gewichts einen schwarzen Ring, der eine Skala aufweist, bis diese „0“ anzeigt. Der Hersteller empfiehlt für den mitgelieferten Tonabnehmer eine Auflagekraft von 2 Gramm, was durch ein Drehen des Auflagegewichts gegen den Uhrzeigersinn auf den Skalenwert 2 erreicht wird.
Im letzten Schritt positioniert man noch den Antiskating-Drehregler auf den gleichen Wert wie das Auflagegewicht – fertig. Dass die Antiskating-Funktion kein Dummy ist, kann man testen, indem man das Auflagegewicht wieder zurück auf „0“ dreht und sich dann beobachten kann, dass der Tonarm mit größer werdendem Wert immer schneller und kräftiger nach außen wandert.
Eine Höhenverstellung für den Tonarm gibt es nicht, sodass sich die leicht nach vorne gekippte Position nur durch dickere Plattentellerauflagen verändern lässt und gegebenenfalls nötige Anpassungen für alternative Systeme ebenfalls nicht möglich sind.
Die Verarbeitung des Players ist ordentlich, die verbauten Materialien sind dagegen aber eher einfach gehalten. Das Kunststoffgehäuse poltert, wenn man draufklopft und leider ist die Staubschutzhaube auch etwas wenig Kratzer-resistent. Klar sollte man hier den recht moderaten Preis immer im Hinterkopf behalten und auch ein Auge auf die Performance und den Sound werfen, was ich nachfolgend tue.

Einsatz

Damit der AT-LP120XUSB-SV gerade steht, lassen sich die Füße des Geräts herausdrehen. Hierbei sollte man nicht zu zaghaft sein, denn im Auslieferungszustand sitzen diese recht fest. Gut gefallen hat mit hier, dass sich die gummierten Füße auf der Unterlage etwas „festsaugen“ und Vibrationen und moderate Erschütterungen souverän absorbierten.
Der Plattentellermotor hat eine Kraft von 1,0 kgf/cm, was im Einsteigerbereich sicherlich in Ordnung ist und benötigt etwas weniger als eine halbe Umdrehung, um seine Endgeschwindigkeit zu erreichen. Am Ende des Stoppvorgangs der Platte, der in etwa genauso lange dauert wie der Startvorgang, bleibt der Teller allerdings nicht stehen, sondern dreht leider etwas in die entgegengesetzte Richtung, hier sollte man gegebenenfalls den Fader am Mixer schnell genug schließen, damit dies beim Auflegen nicht zu hören ist.
Der klassische Plattenspieler-Spindown-Effekt, der durch den Power-off Drehregler aktiviert wird, funktioniert ausschließlich am Phono-Ausgang, da der interne Verstärker bei Line-Signalen direkt abschaltet. Richtig gut gefallen hat mir die niedrige Gleichlaufschwankung, die laut Herstellerangaben bei

Fotostrecke: 2 Bilder Durch das Drehen des Power-Drehreglers lässt sich in Kombination mit dem Phono-Ausgang ein Spindown-Effekt erzeugen

Soundcheck

Für den Soundcheck habe ich die drei Audioschnittstellen des AT-LP120XUSB-SV getestet. Hierbei wurden die Phono- und Line-Signale zum Anfertigen der Audiobeispiele an einen Traktor Kontrol Z2 Mixer gesendet. Für die digitale Übertragung habe ich den Player per USB an einen Mac angeschlossen. Meiner Meinung nach klingen die beiden analogen Signale recht ähnlich, sodass ihr hier die Verkabelung frei wählen könnt, je nachdem wie euer Equipment konfiguriert ist (einzige Einschränkung: Spindown funktioniert nur am Phono-Ausgang).
Das Signal, das digital via USB ausgeben wird, hat etwas mehr „Dampf“ als die beiden anderen. Hauptverantwortlicher für den Sound sollte somit das verbaute Tonabnehmersystem AT-VM95E sein, das einen Frequenzgang von 20 bis 20000 Hz liefert und einen guten Job macht. Wer mit dem Klang nicht glücklich wird, kann  Verbesserungen durch den Erwerb eines hochwertigeren Tonabnehmersystem und einer Gummimatte erzielen.

Audio Samples
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AT-LP120XUSB-SV Phono-Signal AT-LP120XUSB-SV Line-Signal AT-LP120XUSB-SV USB-Signal AT-LP120XUSB-SV Starten/Stoppen AT-LP120XUSB-SV Ausschalten

Digitalisierung

Wer rare Vinyl-Schätze in seiner Sammlung hat oder einen Track zum digitalen Auflegen in seinen Computer übertragen möchte, kann die USB-Schnittstelle des AT-LP120XUSB-SV nutzen. Die Kontaktaufnahme mit einem Computer erfolgt durch ein alleiniges Anstecken des mitgelieferten Kabels und ohne nervige Treiberinstallation.
Hat man die Software Audacity heruntergeladen und installiert, so muss man lediglich im oberen Bereich des Programmfensters Core Audio, USB AUDIO CODEC und Stereo auswählen und kann direkt mit den ersten Aufnahmen beginnen. Die Signale werden wahlweise mit 44,1 oder 48 kHz und 16 Bit aufgezeichnet und lassen sich bequem auf der Festplatte des Rechners speichern. Ein zeitraubender Aussteuerungsvorgang zur Verhinderung von Übersteuerungen entfällt.

Timecode

Wer digital auflegt und eine Timecode-Steuerung bevorzugt, kann den AT-LP120XUSB-SV ebenfalls nutzen. Ich habe hierzu Traktor Pro 3 für einen Testlauf ausgewählt und die Timecode-Signale über den Traktor Z2 Mixer an die Software gesendet. Die Steuerung ließ sich mit wenigen Mausklicks aktivieren und das gelieferte Signal war sehr stabil. Das Beatmatching gelang per Timecode-Kontrolle genauso zuverlässig wie im analogen Vinyl-Mixbetrieb.

Fotostrecke: 2 Bilder Mit der kostenlosen Software Audacity lassen sich Aufnahmen bequem via USB anfertigen

Fazit

Der Audio-Technica AT-LP120XUSB-SV ist ein preisgünstiger, direkt angetriebener Plattenspieler, der für 259 Euro angeboten und komplett mit einem Tonabnehmersystem, Anschlusskabeln und einer Staubschutzhaube geliefert wird. Neben einem Phono-Ausgang bietet der Player einen Line- und USB-Anschluss, wodurch ein flexibler Einsatz möglich ist. Das Audio-Technica-Gerät hinterlässt einen in Relation zum Verkaufspreis stimmigen Eindruck und empfiehlt sich für Einsteiger-, Bedroom-DJs und diejenigen, die einen einfach nutzbaren Player für Vinyl-Digitalisierungen (zum Workshop) suchen. Im Vergleich zu seinem Vorgänger muss er zwar mit einem etwas schwächeren Motor und kleineren Pitch-Bereich vorlieb nehmen und auf Features wie einen höhenverstellbaren Tonarm und eine Rückwärtswiedergabe verzichten, wurde aber dafür im Preis gesenkt. Ein waschechter DJ-Plattenspieler für ambitionierte Einsätze und Mixperformances ist er sicherlich nicht, hier sollte man eher den größeren Bruder AT-LP140XPin Betracht ziehen.

PRO
  • günstiger Preis
  • Line-Ausgang
  • USB-Ausgang
  • „Saugnapf“-Füße mit guter Vibrationsdämpfung
  • Tonabnehmersystem enthalten
  • geringe Gleichlaufschwankung
CONTRA
  • Tonarmhöhe fix
  • kratzerempfindliche Abdeckhaube
Günstiger Plattenspieler mit USB-Anschluss: Audio-Technica AT-LP120XUSB SV
Günstiger Plattenspieler mit USB-Anschluss: Audio-Technica AT-LP120XUSB SV
Technische Spezifikationen
  • Plattenspieler mit Direktantrieb
  • Motorkraft 1,0 kgf/cm
  • umschaltbarer Pitch-Bereich 8 %, 16 %
  • Geschwindigkeiten: 33 1/3, 45, 78 U/min
  • Gleichlaufschwankung
  • DC-Servomotor mit elektrischer Bremse
  • Druckguss-Aluminium-Plattenteller
  • S-förmiger Tonarm mit Absenkungshebel
  • Anti-Skating 0-7
  • Nadeldruck 0 bis 4 g
  • Phono-, Line-Ausgang
  • USB-1.1-Anschluss mit 16 Bit, 44,1 oder 48 kHz
  • Quarztaster
Lieferumfang
  • Staubschutzhaube
  • Filzmatte
  • Plattenteller
  • Gegengewicht
  • Headshell (AT-HS6) mit VM-Stereo-Tonabnehmer (AT-VM95E)
  • Adapter für 45 U/min
  • Nadelbeleuchtung
  • Staubschutzhauben-Scharniere
  • USB-Kabel (ca. 2 m)
  • Cinch-Audiokabel (ca. 1,4 m)
  • Netzteil (ca. 1,3 m) (AD-SA1230WD)
Preis: 259,- Euro
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