Pro-Ject Debut III Matt Black Test

Mit dem Debut III bietet der österreichische Hersteller Pro-Ject einen riemengetriebenen Plattenspieler, der mit einem aus einem Stück gefertigten Aluminium-Tonarm sowie einem Ortofon OM 5e Tonabnehmer (zum Testmarathon) preisbewusste Audiopuristen aus der Reserve locken will. Die Company mit Headquarters in Wien lässt seine hinsichtlich des Klangs kompromisslosen und deswegen sehr puristischen Gerätschaften seit den 90ern in Tschechien von SEV Litovel in der Nähe von Prag fertigen. Hierzu muss man wissen, dass jenes Werk seit den 70ern für Firmen wie Tesla, LENCO sowie NAD HiFi-Geräte mit sehr großem Erfolg herstellte. Die Österreicher haben eben ein sehr feines Gespür bei der Wahl ihrer Partner, mit denen sie am Weltmarkt auftreten. Nicht ohne Grund zählt auch der dänische Hersteller Ortofon hierzu, der sämtliche Plattenspieler von Pro-Ject mit passenden Tonabnehmern bestückt.

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Puristisch, preisbewusst & audiophil: Pro-Ject Debut III Matt Black Test


So wie auch beim vorliegenden Testprobanden, dem Debut III in mattem Schwarz, der mit einem vorinstallierten und fertig justierten OM 5e mit elliptischer Abtastnadel in die Verkaufsläden kommt. Der puristische Plattenspieler, dessen Bedienung durchgehend manuell erfolgt, wandert aktuell für etwa 250 Euro über die Ladentheke. Ob auch der Debut III den sehr guten Ruf seiner Vorgänger bestätigen kann, erfahrt Ihr in folgendem Artikel

Details

Lieferumfang

Aus dem Karton, der gut organisiert gepackt ist, entnehme ich zuallererst die Acrylhaube, dann das Benutzerhandbuch, ein NF-Kabel samt Erdungsleitung, einen Single-Puck, das Tonarm-Gegengewicht, ein externes Schaltnetzteil, den Antriebsriemen sowie ein kleines Tool zum Umlegen desselbigen, das Antiskating-Gewicht, das aus MDF gefertigte Chassis und zu guter Letzt den aus Stahlblech hergestellten und 1300 Gramm schweren Platter sowie eine Filzmatte.
In der zweisprachigen Bedienungsanleitung (englisch & deutsch) findet man den Hinweis, den Karton für Servicefälle unbedingt aufzuheben sowie eine Explosionszeichnung, die übersichtlich darstellt, wie alles wieder in der korrekten Reihenfolge zurück in den Karton wandert, super! Aus dem Benutzerhandbuch fällt mir abschließend noch eine 2-Punkt-Einstellschablone aus Papier heraus. Ein ziemlich üppiger Lieferumfang!
Insgesamt machen die Ingredienzien einen guten bis sehr guten Eindruck auf mich. Die Verarbeitung des Chassis und des Platters sind sehr gut und das Finish ist ohne jeden Makel. Von einer edlen Optik will ich in diesem Fall gar nicht reden, schließlich ist der Auftrag des MDF-Chassis matt schwarz, aber ansprechend ist sie auf jeden Fall und ohne optische Fehler kommt der Testproband auch aus und das für weniger als 250 Euro. Das ist mehr als nur okay. Außerdem zählt für mich das gesamte Design-Konzept und das kann gerne auch als zeitlos tituliert werden.

Fotostrecke: 2 Bilder Eine sehr schlichte Kartonage ohne Hochglanz-Aufdruck – absolut im Trend

Montage

Pro-Ject bewirbt die Debut-Serie unter anderem mit Plug-and-Play-Qualitäten. Schauen wir mal, was es damit auf sich hat. Zunächst soll der Debut III sicher und eben stehen. In der Regel stehen hierfür Gummifüße bereit, mit deren Hilfe man das Chassis in Waage bringen kann. Hier aber nicht: Die effektiv hinsichtlich der Abkopplung erscheinenden vier Schockabsorber erlauben keine Korrektur und sitzen fest in der Unterseite des Gehäuses – der Untergrund sollte also bestenfalls schon selbst nahezu eben sein. Nun gut.
Die Acrylhaube ist schnell aufgesteckt und auch eben so leicht wieder abgenommen. Der transparente Staubschutz ist wirklich von guter Qualität und verharrt zudem in 45-Grad-Stellung. Prima! Genau das, was wir wollen. Dennoch kann sie erst mal wieder ab.
Der Riemen ist mit und ohne Werkzeug schnell um den Antriebs-Pulley gelegt. Ebenso zügig lässt sich der Platter auf den Mittelzapfen setzen und die Filzmatte auf den Plattenteller legen.

Fotostrecke: 4 Bilder Riemen drauf! Der Pulley offeriert 2 Laufrillen für die Geschwindigkeiten 33 rpm & 45 rpm.

Bei Betrachtung des Debut III von allen Seiten wird offensichtlich, dass wir es hier mit einem tollen Konzept und einer wirklich sehr guten Verarbeitung aller Einzelteile zu tun haben. Das Spaltmaß zwischen Platter und Chassis stimmt hundertprozentig. Ein erster flüchtiger Blick von der Seite verdeutlicht, dass der Tonarm ohne unser Einwirken nahezu parallel zum Plattenteller liegt. Doch dazu gleich mehr.

Tonarm & Basis

Die Tonarmbasis ist nicht höhenverstellbar, was in dieser Preisklasse auch nicht erwartet werden kann. Sie ist mit einer 2-Punkt-Aufhängung angesichts des Preises sinnvoll konstruiert und sehr sauber gefertigt. Das Gegengewicht ist von konventioneller Art mit einem separat verstellbaren Skalenring. Das gerade 8,6 Zoll lange Tonarmrohr ist samt Headshell aus einem Stück Aluminium gefertigt. Die nötigen 23 Grad Kröpfung der Tonabnehmerhalterung ist gleich mit einberechnet. Das vorinstallierte System von Ortofon bedarf keiner weiteren Justierarbeiten, diese wurden bereits im Werk verrichtet.

Das Antiskating

… wird mit Hilfe eines echten Gewichts realisiert, das an einer Schnur befestigt ist und genauso an den Endkunden ausgeliefert wird. Aufgabe ist es nun, die Schlaufe der Schnur in die passende Rille eines Bolzens, der am Tonarm sitzt, einzufädeln. Der weitere Verlauf der Schnur wird in die deutlich sichtbare Führungsstütze eingehängt, so dass das zylinderförmige Gewicht durch seine Schwerkraft seitlich am Tonarm zieht, um den Skating-Kräften entgegenzuwirken. Der Bolzen offeriert 3 Rillen für Auflagekräfte von 10-14 mN, 15-20 mN und mehr als 20 mN. Bei dem hier vorinstallierten Tonabnehmer wird eine Auflagekraft von 17,5 mN empfohlen, sprich 1,75 Gramm. Somit wird die Schlaufe in die zweite Rille eingehängt. Fertig.

Fotostrecke: 3 Bilder Das rückseitige Anschlussterminal bietet vergoldete Cinch-Buchsen

Praxis

Aufstellung & Anschluss

Da es an in der Höhe verstellbaren Gerätefüßen mangelt, muss der Untergrund nicht nur solide und fest, sondern auch bereits eben sein. Damit kann ich dienen. Ansonsten gibt’s nichts weiter zu beachten. Wenden wir uns der Rückseite zu, welche die Anschlüsse offeriert. Das mitgelieferte NF-Kabel wirkt solide wie auch gut verarbeitet und umfasst die Leitung für die Erdung gleich mit. Es ist hinsichtlich der Qualität nicht vergleichbar mit Standard-Cinch-Kabeln, die in der Regel bei der Mehrheit der Hersteller als Zugabe dienen. Es sieht auf jeden Fall besser aus und scheint hinsichtlich der Flexibilität und der Abschirmung weitaus besser zu sein, aber auch kein High-End. Für den Anschluss eines preisgünstigen Pro-Ject Plattenspielers an die heimische Anlage ist es aber für mein Dafürhalten absolut angemessen. Anschließend wird noch das externe Schaltnetzteil an die Versorgungsbuchse des Debut III gesteckt und fertig.

Fotostrecke: 3 Bilder Die mitgelieferten NF-Kabel: Besser als Standard, aber kein High End

Wer möchte, kann nun mit einem konkreten Blick von der Seite checken, ob der Tonarm mit aufgelegter Platte wirklich parallel zum Plattenteller liegt. Da gibt’s nix zu meckern.
Auch die Einstellschablone deckt keine Justierfehler der Tonabnehmer-Montage auf. Das Prädikat „Plug and Play“ ist hier also nicht nur ein Gag der Marketingabteilung, sondern absolut zutreffend, was ich, ehrlich gesagt, gar nicht sooo häufig erleben durfte.

Fotostrecke: 2 Bilder So soll es sein!

Handling

Das Handling mit dem Debut III kann man als absolut benutzerfreundlich beschreiben. Etwas seltsam erscheint die Tatsache, dass es keinen offensichtlichen Power-Button gibt und auch keine Betriebs-LED hierfür. Da der österreichische Turntable keine Komfort-Features bietet, wird das auch nicht benötigt. Der Plattenspieler ist an, wenn sich der Teller dreht und fertig. Den Motor (de)aktiviert man mit einem unter der linken Ecke auf der Unterseite sitzenden zweistufigen (an/aus) Druckschalter, der ein eindeutiges haptisches und akustisches Feedback gibt, ob der Schalter betätigt wurde oder nicht.
Für die Wiedergabe einer Single oder Maxisingle muss die Abspielgeschwindigkeit von 33 auf 45 erhöht werden. Na klar, was sonst? Aber Achtung: Hierfür muss die Filzmatte und der Platter heruntergenommen und der Antriebsriemen am Antriebs-Pulley umgelegt werden. Das meint man im Besonderen mit einem vollständig manuellen Plattenspieler! Wem das zu viel ist, sollte sich anderweitig umschauen. Wem das absolut Wumpe ist, der kann einfach weiterlesen.

Nicht sichtbar, aber vorhanden – der Netzschalter für den Antriebsmotor
Nicht sichtbar, aber vorhanden – der Netzschalter für den Antriebsmotor

Sound

Der Klang des Debut III lässt sich als ruhig, sehr tonal, räumlich und aufgeräumt bezeichnen. Egal, welches Genre er zu bewältigen hat, die Wiedergabe ist immer adäquat. Die Auflösung im Bass und in den Mitten geht in Ordnung, die Hochtonwiedergabe lässt ein paar Wünsche hinsichtlich der zeitlichen Auflösung offen, was aber eher auf den vormontierten Tonabnehmer zurückzuführen ist. Das kann ein System für 50 Euro Verkaufspreis trotz elliptischer Nadel einfach nicht liefern. Pro-Ject lieferte den Plattenspieler aber auch mit einem 2M Red aus und ich werde das Gefühl nicht los, dass ein Ortofon 2M Blue (zum Test) durchaus noch weitaus mehr aus diesem Setup herausholen würde. Hinsichtlich des Tonabnehmers ist also durchaus noch Luft nach oben.
Als Referenz habe ich einen Pioneer PLX1000 mit einem Audio-Technica AT-VM95E hinzugezogen. Dieser Tonabnehmer liegt exakt in der gleichen Preisklasse wie unser vormontiertes Ortofon OM 5e, ist also auch für etwa 50 Euro zu bekommen. Als Phono Preamp diente mir ein TPR-3 von Dynavox, ein solider Röhrenvorverstärker. Für die Aufzeichnung habe ich meinen Studiorechner mit einem Fireface von RME genutzt. Auffallend ist, dass nix auffällt. Die Aufnahmen klingen kaum unterschiedlich, was für den Testprobanden spricht.

Fazit

Mit dem Debut III präsentiert Pro-Ject einen ausgereiften manuellen Plattenspieler, der sehr viel für relativ wenig Geld bietet. Mit einem Chassis aus MDF, effektiven Schockabsorbern als Gerätefüße, einem Tonarmrohr aus Aluminium und dem mitgelieferten Tonabnehmer OM 5e von Ortofon erreicht dieses Gespann ein in dieser Preisklasse unerreichtes Klang-Level. Da könnte ich die nicht in der Höhe justierbaren Gerätefüße absolut verkraften. Für weniger als 250 Euro erhält der geneigte Audiopurist ein Gespann mit bestmöglicher Verarbeitung und ansprechendem wie zeitlosem Look. Der Kandidat erhält deswegen 4,5 von 5 Bonedo-Sterne von mir. Wahrlich haarscharf an der vollen Punktzahl vorbei, bravo! Ich bin schwer beeindruckt.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Klangeigenschaften
  • ansprechende Verarbeitung & Optik
  • effektive Dämpfung durch die Gummifüße
  • konkurrenzloser Preis
  • zeitloses Design
Contra
  • kein Fach für den 45er-Puck
  • Gerätefüße nicht höhenverstellbar
Artikelbild
Pro-Ject Debut III Matt Black Test
Für 259,00€ bei
Puristisch, preisbewusst & audiophil: Pro-Ject Debut III Matt Black Test
Puristisch, preisbewusst & audiophil: Pro-Ject Debut III Matt Black Test
Technische Spezifikationen
  • gerader 8,6″ Tonarm mit Headshell aus Aluminium in einem Stück gefertigt
  • Präzisions-Riemenantrieb mit Synchronmotor
  • neues DC-Netzteil mit präzisem AC-Generator für ultimative Drehzahlstabilität
  • neue TPE-Motoraufhängung
  • Ortofon OM5e Tonabnehmer
  • Geschwindigkeiten: 33, 45 (manuell)
  • effektive Tonarmlänge: 218,5 mm
  • effektive Tonarmmasse: 9,5 g
  • Überhang: 18,5 mm
  • Auflagekraftbereich: 10 – 30 mN
  • Abmessungen (B x H x T): 415 x 118 x 320 mm
  • Gewicht: 5,5 kg
  • Farbe: Schwarz matt
  • inkl. Filzmatte und Staubschutzhaube
Preis: 245 Euro
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    Profilbild von Frank

    Frank sagt:

    #1 - 16.01.2025 um 18:18 Uhr

    0

    Hmm.. komische Review... Es wird eine "TPE-Motoraufhängung" und über das mitgelieferte Kabel philosophiert. Aber nicht mit einem Wort wird der eingebaute Vorverstärker erwähnt, beurteilt oder irgendwie vielleicht auch mal unter die Lupe genommen? Ist also eher der klassische Marketing Text, also schreiben wir mal die Texte, die Pro-Ject uns als PR zugesandt hat. Und ich soll das an sich eigentlich nur lesen, damit ich Werbung sehe... Zum Glück hab ich nen AdBlock.

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      yumiyoshi sagt:

      #1.1 - 04.03.2025 um 21:49 Uhr

      0

      Der Pro-Ject Debut III hat keinen eingebauten Vorverstärker. Siehe Original-Bedienungsanleitung von Pro-Ject, online verfügbar.

    Profilbild von yumiyoshi

    yumiyoshi sagt:

    #2 - 04.03.2025 um 22:43 Uhr

    0

    Das ab Werk verbaute System, ein OMB5, ist untere Mittelklasse. Ich habe bei meinen Pro-Ject Debut II beim Kauf gleich vom Händler ein 2M Red verbauen lassen und werde demnächst auf ein 2M Blue upgraden. Die Filzmatte ist ein Schmarren, ich habe mir selbst aus dünnem Kork eine deutlich besser zu handhabende Matte zugeschnitten (Klanglich egal). Der Acrylteller vom Prestige ist kein Vodoo, der macht einen hörbaren Unterschied (sagt auch meine Frau, die mit Voodo genau gar nix am Hut hat). Mein Glück: Ich habe online für ganz wenig Geld einen defekten Debut II mit Acrylteller bekommen, die € 99,00 im Pro-Ject-Shop wäre er mir nicht wert gewesen. Eine Matte ist bei dem Teller überflüssig, die Filzmatte verschlechtert den Klang hörbar (sagt ebenfalls meine Frau...)

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