Howler Audio Recorder + Streamer Test

Der Howler Audio Recorder wendet sich an DJs, die möglichst unkompliziert ihre Sets aufnehmen wollen. Hierfür gibt es sicherlich eine Vielzahl von Möglichkeiten, vom Fieldrecorder (Zoom, Tascam & Co.), über USB-Recorder (Reloop), Smartphone-Soundkarten (IK Multimedia, Evermix), bis hin zu markenspezifischen Lösungen wie Pioneers DJM-REC App fürs iPhone, die nur mit Pioneer Mixern funktioniert. Manche dieser Geräte taugen auch für Streaming, wie z. B. die IK Multimedia iRig Stream Serie. Hier haben wir für euch einmal die populärsten Möglichkeiten aufgelistet.

Howler Audio, ein neues Startup aus Rotterdam, hat nun per Crowdfunding den Howler Recorder + Streamer auf den Markt gebracht, eine kleine, minimalistische Box zum Aufnehmen und Streamen von DJ-Sets…

Howler Audio Recorder + Streamer Test

Howler Recorder + Streamer – das Wichtigste in Kürze

  • sehr kompaktes Standalone-Gerät zum Aufnehmen von DJ-Sets
  • Nutzung als Soundkarte für Streaming oder Aufnahme
  • Stromzufuhr via internem Akku/USB-C
  • Audio-Thru zum Zwischenschalten in der Signalkette

Ich bin auf die Kickstarter-Kampagne bereits letztes Jahr gestoßen und fand die Idee wunderbar: ein superkleiner Recorder, der akkubetrieben und ohne Smartphone-Beteiligung direkt auf microSD-Card aufnehmen und sogar zum Streaming genutzt werden kann…

Der Howler Recorder + Streamer kommt in einem schmucklosen kleinen braunen Pappkarton. Alles weitere Zubehör, wie beispielsweise ein USB-C-Kabel zur Verbindung mit dem Computer, eine microSD-Card für die Aufnahme oder der Camera-Kit-Adapter mit aufgedrucktem Howler-Logo und Anschlüssen für USB-B und USB-C für Android oder iPhone müssen separat bestellt werden. 

Fotostrecke: 3 Bilder Der Howler Recorder + Streamer kommt in einer schlichten kleinen braunen Kartonverpackung

Das ist OK, weil keines der genannten Zubehörteile zwingend zum Betrieb des Howlers benötigt wird. Wer sein Smartphone beim Streamen nicht laden will, braucht das Adapter-Kit nicht und ein USB-Kabel zum Laden hat wahrscheinlich jede/r zu Hause rumliegen.

SD-Card

Ebenso wie eine microSD-Card natürlich, denn die ist das primäre Aufnahmemedium. Und gerade hier ist es durchaus sinnvoll, die von Howler empfohlene Karte gleich mitzubestellen, denn der Hersteller empfiehlt ausdrücklich NICHT den Gebrauch der flotten Sandisk Ultra oder Pro-Karten, sondern Kingston Class 10, UHS-I (U1), V10, A1, FAT32 formatted. In großen Berliner Medienmärkten konnte ich diese Karten nicht finden, sodass ich sie im Internet bestellen musste, weswegen ich den Howler nicht gleich am nächsten Wochenende einsetzen konnte.

Fotostrecke: 3 Bilder Ein Aufnahmebutton, zwei LEDs, das ist die Bedienoberfläche des Howler Recorder + Streamer

Der Howler Audio Recorder + Streamer sieht ein wenig so aus wie die mittlerweile eingestellte Evermix Box, nimmt aber eben nicht auf ein Smartphone auf, sondern wie auch der Reloop Tape 2 ganz unkompliziert per Knopfdruck auf Speicherkarte. 

Die Aufnahmequalität MP3 oder WAV wird per Schiebeschalter eingestellt. Das iPhone wird dennoch manchmal benötigt, denn der Howler kann mit dessen Hilfe auch live streamen oder die Aufnahme via Smartphone im verlustfreien WAV- oder MP3-Format in die Cloud hochladen!

Dabei kann der 6,3 x 9,2 x 2,6 cm kleine und 128 g leichte DJ-Mix-Recorder dank eingebauten Li-Ion-Batterien bis zu 30 Stunden (!) netzunabhängig agieren und via USB-C schnell wieder geladen werden. 

Fotostrecke: 3 Bilder Das Handbuch kann per QR-Code online abgerufen werden

Auf der linken Seite befinden sich zwei handelsübliche RCA/Cinch-Anschlüsse, die mir stets lieber sind, als die oft in kleinen Fieldrecordern verbauten Miniklinkenbuchsen. 

Auf der rechten Seite befinden sich zwei weitere sehr praxisnahe RCA/Cinch-Anschlüsse, betitelt mit „Out (Thru)“. Diese dienen dem Durchschleifen des Signals, so dass auch weitere DJs ihre jeweiligen Rekorder anschließen können. 

Und wenn kein Record-Out am Mischpult verfügbar ist? 

Kein Problem! Howler weist darauf hin, dass mit Hilfe des THRU-Ausgangs der Recorder+Streamer auch zwischen Mixer und Verstärker verkabelt werden kann. 

Etwas negativ fällt auf, dass der Howler ebenso wie die EverMix Box und der Reloop Tape 2 keine Gain-Regelung aufweist. Wie die Aufnahmequalität und Aussteuerung ausfällt, werden wir dann im Praxisteil herausfinden.  

Howler Audio Recorder + Streamer
Der Howler Recorder + Streamer kommt ohne weiteres Zubehör, diese Accessories können separat dazu gekauft werden

Streamer

Die dritte Minischalter-Einstellung versetzt den Howler Audio Recorder + Streamer in den Transfer- oder Stream-Modus. Der Transfer-Modus dient zum Übertragen der Karteninhalte auf den Computer. Die Karte erscheint im Computer als externe Festplatte und kann dort auch formatiert oder umbenannt werden. 

Im Stream-Modus kann das Audiosignal via Laptop oder Smartphone direkt gestreamt werden. In diesem Modus funktioniert das Teil übrigens auch ganz profan als Soundkarte für Smartphone oder Laptop. Mir fehlen Gummifüße in irgendeiner Form, um nicht das nackte Metallgehäuse ablegen zu müssen, aber die kann man bei Bedarf einfach nachkaufen.

Typischer Streaming-Aufbau des Howler Recorder + Streamer
Howler Recorder + Streamer im Streaming Modus

PRAXIS

Der Howler Audio Recorder + Streamer funktioniert tatsächlich so problemlos, wie er aussieht. Mit aufgeladenem Akku und bestückt mit der vom Hersteller ausdrücklich empfohlenen Kingston microSD-Card Class 10, UHS-I (U1), V10, A1, FAT32 formatted ging ich in den Club, schloss ihn per Cinch-Kabel am Record-Out des Mixers an, schaltete das Gerät an und drückte die Aufnahmetaste. Das war’s auch schon. 

Zu beachten: Die Aufnahme läuft, wenn der runde Ring um die Aufnahmetaste kontinuierlich blinkt. Die Battery-Taste leuchtet blau im Akkubetrieb, rot im Ladebetrieb und grün, wenn der Akku voll geladen ist. 

Howler gibt die Akkulaufzeit mit 20 Stunden (!) an. Ich kann das nicht beurteilen, aber habe damit stundenlang problemlos mehrere DJ-Sets aufgenommen. Set and forget – sehr schön.

Howler Recorder + Streamer am Mischpult angeschlossen
Einfach den Howler Recorder + Streamer an den Record-Out des Mixers hängen und los geht‘s

Aufnahmeformate

WAV-Aufnahmen sind bis zu 4 GB möglich, das reicht für ca. 3,5 Stunden lange DJ-Sets.  Aufnahmen in MP3-Qualität können bei FAT32-Formatierung bis zu 40 Stunden lang sein. Etwas schade ist, dass es keine Split-Funktion gibt, um eine Aufnahme zu beenden und direkt eine neue Aufnahme zu starten. Man muss die Aufnahme immer erst beenden und dann neu starten, wodurch evtl. der Anfang oder das Ende eines DJ-Sets verloren geht.

Ansonsten ist die Bedienung des Howlers super-unproblematisch. Bei anderen Recording-Optionen habe ich in den letzten Jahren doch immer wieder potentielle Fehlerquellen ausgemacht. 

  1. Multipinstecker: Diese werden gern verbaut, um das Gerät via Adapter mit iOS- und Android-Geräten gleichermaßen nutzen zu können. Aufnahmegeräte für DJ-Sets werden ja zumeist in dunklen, unübersichtlichen Umgebungen installiert und eingesetzt. Wenn dann mal eine dieser dünnen Pins leicht verbogen ist, funktioniert die Verbindung nicht und wer dann mal versucht hat, kurz vor dem Set mit einer dünnen Nagelfeile unter dem Licht einer Handytaschenlampe diese Pins wieder geradezurücken, weiß, dass das kein Spaß ist. Und wenn so ein Adapter mal verloren ist, geht eh nichts mehr.
  2. Miniklinkenbuchsen: Auch Miniklinkenbuchsen bergen das Risiko wackeliger Verbindungen. Brummen, Kratzen oder Aufnahme auf nur einem Kanal können die Folge sein.
  3. Smartphone als Aufnahmegerät: An sich eine prima Idee, denn wir haben ja fast immer eins dabei: für Telefonate, Photos, Videos, Social Media. Und genau das alles geht dann nicht mehr, wenn das Smartphone mit der Aufnahme des DJ-Sets beschäftigt ist. Natürlich wollen wir keine DJs beim Telefonieren in der DJ-Booth sehen, aber ihr wisst, was ich meine.

Vorteil des Howler: Für die Aufnahme wird einfach ein robustes Cinch-Kabel vom Record-Out des Mixers in die Anschlüsse auf der linken Seite gesteckt. Das geht sogar in totaler Dunkelheit. Keine exotischen Adapter sind notwendig, die Aufnahme erfolgt direkt auf die microSD-Card. Und auch ein Netzteil oder USB-Kabel ist nicht zwingend notwendig: Ein geladener Akku reicht ja wie gesagt für ca. 20 Stunden.

Howler Audio Recorder + Streamer Test
Der microSD-Card-Slot ist gefedert, zum Entnehmen wird sie kurz hereingedrückt und ploppt dann raus

Trusting blind

Größter Nachteil: Das Gerät ist wirklich nur für die Aufnahme von Signalen mit Line-Pegel ausgelegt. Es fehlt ein Regler zur Eingangslautstärke, die Eingangsempfindlichkeitsanzeige beschränkt sich auf eine einzige LED, die grün oder rot leuchtet und es fehlt ein Kopfhörerausgang, um das Eingansgsignal zu checken.

Es braucht also etwas „blindes Vertrauen“, dass die Aufnahme auch wirklich gelingt. Ich gebe zu, dass ich mich mit einem Display, das mir Pegel und Laufzeit der Aufnahme anzeigt, immer etwas wohler fühle. Andererseits hat mich das Howler bislang auch nicht enttäuscht: Sämtliche Aufnahmen an verschiedensten Mixern verliefen alle zu meiner Zufriedenheit und auch das Übertragen der Files auf den Laptop geht supereasy per USB-Kabel. 

Achtung Aufnahme!

Für die Audiobeispiele habe ich den Howler Audio Recorder + Streamer als USB-Soundkarte für MacBook und iPhone genutzt. Aufnahme 1 ist ein Drumloop von Vinyl via Record-Out am DJ-Mischpult (Omnitronic TRM-202 Mk3). Aufnahme 2 ist direkt aus einer Roland TR-8S mit dem Volume-Regler auf 1-Uhr-Stellung. Aufnahme 3 ist der gleiche TR-8S-Loop, aufgenommen mit der Sprachmemo-App des iPhones.

Audio Samples
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Drumloops von Vinyl via DJ-Mischpult Roland TR-8S direkt, aufgenommen in Ableton Live, MacBook Pro Roland TR-8S direkt, aufgenommen in Sprachmemo App, iPhone

Für wen ist das?

Den Howler Audio Recorder + Streamer können eigentlich alle DJs brauchen, die unkompliziert ihre Sets in WAV-Qualität mitschneiden wollen. Das Teil ist so klein, es passt wirklich in jede Tasche rein. Vorausgesetzt, der interne Akku ist voll geladen, braucht man nur noch ein normales Cinch-Kabel, um sofort startklar zu sein. Die Aufnahme erfolgt ohne komplizierte Einstellungen.

Ich könnte mir sogar vorstellen, dass ein Club den Howler fest am Record-Out des DJ-Mischpults anschließt und das Teil so präsent platziert, dass DJs nicht mehr hinten am Mixer rumsuchen müssen, um ihre eigenen Recording-Devices anzuschließen, während der Club gleichzeizig den Abend auf dem Howler aufnimmt bzw. streamt.

Und so ganz nebenbei taugt der kleine Tausendsassa nicht nur für Streaming, sondern auch als Eingangs-Soundkarte für Laptop und Smartphone.

Der USB-C-Anschluss dient nicht nur zum Laden des Akkus, sondern erlaubt auch die Nutzung als Soundkarte für Laptop und Smartphone

Die Konkurrenz ist groß

Natürlich gibt es viel Konkurrenz für den Howler Recorder+Streamer. Rein technisch ist der Howler Recorder + Streamer wohl am ehesten mit dem Reloop Tape 2 zu vergleichen. Auch bei Tape 2 wird auf microSD-Card aufgenommen, es ist USB-powered und erlaubt einen netzunabhängigen Betrieb per Akku, die Aufnahme wird mit einem zentralen Button ausgelöst.

IK Multimedia‘s iRig Stream kann als sehr universelles Audiointerface für Laptops und Smartphones punkten, kann ebenfalls streamen und erlaubt auch Mikrofonaufnahmen. Allerdings nimmt es immer nur auf das angeschlossene Endgerät auf. Die Evermix Box ist zumindest formell keine Konkurrenz mehr, denn die Produktion wurde kürzlich eingestellt. Das erste Produktions-Batch des Howlers ist übrigens ausverkauft. Das nächste soll im vierten Quartal 2023 verfügbar sein. Vorbestellungen sind auf der Website des Herstellers möglich.

Howler Audio Recorder + Streamer
Links rein, rechts raus: In diesem Beispiel ist der Howler Audio zwischen die TR-8S und das Mischpult geschaltet

Howler Audio Recorder + Streamer – mögliche Alternativen

ProduktHowler RecorderReloop Tape 2IK Multimedia iRig Stream Zoom H2n
AufnahmemediumMicroSD-CardMicroSD-CardiPhonemicroSDCard
StromzufuhrUSB + AkkuUSB + AkkuNetzteil oder 2x BatterieNetzteil oder 2x AA-Batterie
Streamingjaneinjanein
EingängeLine (Cinch)Line (RCA/Cinch)Line (RCA/Cinch) oder Mic/InstLine (Miniklinke) oder Mikrofon (intern/ extern)
Gewicht128 g85 g146 g130 g
Preis179,- Euro189,- Euro95,- Euro159,- Euro

FAZIT

Der Howler Audio Recorder + Streamer gefällt mir sehr gut. Solch einen unkomplizierten kleinen Begleiter in meiner DJ-Tasche habe ich mir schon immer gewünscht. Aufnahmen gelingen problemlos in guter Qualität und auch die zusätzlichen Features wie Streaming oder Nutzung als Eingangs-Soundkarte überzeugen. Ich hätte mir noch einen Kopfhöreranschluss gewünscht, um die Aufnahmequalität überwachen zu können, aber bei einem DJ-Set im Club habe ich dafür sowieso keine Zeit. Da will ich den Rekorder anschließen, aufnehmen – fertig. Und genau das liefert der Howler Audio Recorder + Streamer. Trotz des etwas hohen Preises ein klare Empfehlung.

Howler Audio Recorder + Streamer Features

  • Mix-Recorder
  • WAV oder MP3 (320 kbps)
  • 24 Bit, 48 kHz
  • Speichermedium: microSD-Card (FAT32)
  • USB, Akku
  • Audiointerface, Streaming-Option
  • Line-Cinch
  • 88 x 63 x 28 mm (l, b, h)
  • Gewicht: 128 g
  • Preis: 179,- Euro

Website des Herstellers

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