Knosti Disco Antistat Generation II Test

Welcher Plattensammler kennt das nicht: Man kommt gerade mit frischer Beute vom Trödelmarkt und freut sich wie ein Schneekönig über den Schatz, den man für wenig Geld aus einer Schmuddelkiste am Boden ergattert hat. Dann legt man das vermeintliche Kleinod auf den Plattenteller und recht schnell stellt sich Ernüchterung ein. Die Platte knistert und rauscht wie die Hölle, dabei sah sie im Licht der Morgendämmerung doch eigentlich ganz ok aus.

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Der Profi verliert jetzt nicht die Nerven, denn er ist sich sicher, dass das gute Vinyl nach einer ordentlichen Wäsche mit dem Disco Antistat unter Umständen fast wie neu klingen kann. Aber nicht nur Dreck oder Staub werden mit dem Waschgerät entfernt, zusätzlich wird die Platte auch antistatisch gemacht, um nicht sofort wieder neuen Staub wie ein Magnet anzuziehen.

Details

Das Waschgerät von Knosti kann man durchaus als Klassiker bezeichnen. Vermutlich ist jeder, der sich mit dem Sammeln von Vinyl beschäftigt, früher oder später einmal dieser Gerätschaft begegnet. Auch der Schreiber dieses Tests hat seit Jahren eine dieser „Waschmaschinen“ der ersten Generation im Regal stehen und nutzt sie regelmäßig.
Am Design hat sich über die Jahre bis auf die Farbgebung nicht viel getan, bei der hier getesteten „Disco Antistat Generation II“ sind aber ein paar Kleinigkeiten neu dazugekommen.

Lieferumfang

Der Karton, in dem das Schallplatten-Waschgerät mit seinem Zubehör geliefert wird, ist nach dem Verwenden des Sets auch sehr gut zur Aufbewahrung zu gebrauchen. Schließlich benutzt man so ein Ding ja nicht unbedingt jeden Tag. Er passt gut in jedes Plattenregal hinein und sollte deshalb keinesfalls in den Papiercontainer wandern.
Das „Record-Cleaning-Kit“ selbst ist sehr platzsparend entworfen, das cremeweiße Waschgehäuse beherbergt in der Unterseite nämlich auch gleich den Abtropfbehälter, der in dunkler Farbe gehalten und ebenfalls aus Kunststoff gefertigt ist. Vor dem Gebrauch muss dieser aus dem Gehäuse gezogen werden, sonst kann es ärgerlich werden, wenn man übereifrig bereits das Reinigungsfluid in das Waschgehäuse gekippt hat.
In dem Waschgehäuse selbst sind zwei austauschbare Bürsten befestigt, die aus Ziegenhaar gefertigt sind und beim Reinigungsprozess dafür sorgen, dass nicht nur oberflächlich geputzt wird, sondern auch in den Rillen der Schmutz beseitigt wird.

Fotostrecke: 4 Bilder Nach dem Gebrauch …

Der Abtropfständer hat an beiden Seiten jeweils versetzte Plastikstäbe, die an der Oberseite mit einer weichen Kunststoffkappe versehen sind, um anliegendes Vinyl vor Kratzern zu schützen. Sieben Platten können zum Abtropfen hineingestellt werden. Eine Ablaufrinne in der Mitte sammelt die Flüssigkeit bei diesem Vorgang auf. Durch die Konstruktion bedingt stehen die Schallplatten nicht senkrecht, sondern leicht schräg in dem Plastikgestell.
Fehlen darf die eigentliche Reinigungs-Mixtur natürlich nicht, diese ist in einer sicher verschließbaren Plastikflasche untergebracht. Circa ein Liter befindet sich in der Flasche, welche Zutaten und wie genau die Zusammensetzung ist, bleibt Firmengeheimnis von Knosti. Mit ziemlicher Sicherheit hat es was mit destilliertem Wasser zu tun (damit keine Kalkreste entstehen), ein Quäntchen Reinigungsmittel und einen kleinen Anteil Isopropanol (für die Antistatik) können wir auch vermuten.
Das Fluid ist für den mehrmaligen Gebrauch gedacht, wenn man nicht verschwenderisch damit umgeht, kann man durchaus einige Waschvorgänge vornehmen. Damit der „edle Tropfen“ nach der Verwendung wieder sauber in die Flasche kommt, ist ein Trichter samt Sieb und Filter im Lieferumfang enthalten.
Während der Wäsche befindet sich das Vinyl zwischen zwei sogenannten „Etikettendichtschalen“, die im Wesentlichen dafür sorgen, dass die Labels nicht feucht werden und dass die Platte in das Waschgehäuse eingehängt wird. Zusammengehalten werden diese durch das Loch in der Mitte der Schallplatte. Damit es auch bei Singles mit größerem Mittenloch passt, ist in einer der Schalen ein weißer Aufsatz gesteckt, der umgedreht wieder eingesetzt werden kann und schon halten die Schalen auch bei den kleinen Vinyl-Scheiben. Damit keine Flüssigkeit in das Innere und damit auf das Label gelangt, werden die Schalen mit einem Gummiring abgedichtet. Raffiniert!

Fotostrecke: 4 Bilder Die Bürsten können ausgetauscht werden

Das ist neu

Bis jetzt ist hier quasi alles beim Alten, so kennt man den Plattenwäscher von Knosti seit Jahren. Aber wir haben es ja mit der „Generation II“ zu tun. Also die Frage: Was ist denn jetzt neu an dem Ding?
Und tatsächlich gibt es da eine Innovation zu vermelden! Mit einem klitzekleinen neuen Detail versehen, kann die Waschaktion nun mit „Bedienhilfe“ vorgenommen werden. Bei dem alten Modell musste die mit Hilfe der Dichtschalen im Waschgehäuse aufgehängten Vinyl-Platte mit den Händen gedreht werden. Und das kann jetzt ab sofort mit Unterstützung einer kleinen Plastikkurbel erledigt werden. Damit die Platte bei dem Drehvorgang nicht unbeabsichtigt herausspringt, muss diese mit zwei auf der Oberseite des Gehäuses angeschraubten Absicherungen fixiert werden. Daniel Düsentrieb hätte Bauklötze gestaunt.
So viel Erfindergeist fordert seinen Tribut. Während die klassische Variante des Disco Antistat für knapp 50 Euro über die Ladentheke geht, kostet die upgedatete Version um die 75 Euro. Ob dieses Upgrade seinen Mehrwert verdient, können wir vielleicht im Praxisteil herausfinden.

Praxis

Die sogenannten Achssicherungen, zwei kleine rote Plastikteilchen, sind schnell angeschraubt und auch der Abtropfständer ist bereits aus der Unterseite des Waschgehäuses gezogen und aufgestellt. Damit ist der Knosti Disco Antistat Generation II schon so gut wie einsatzbereit. Fehlt nur noch das Reinigungsfluid, das vorsichtig aus der Plastikflasche in das Waschgehäuse gekippt wird, sowie ein paar schmuddelige Platten und schon kann es losgehen.
Jetzt muss die Vinyl-Scheibe zwischen die Etikettendichtschalen gebracht werden. Eine dieser Schalen hat eine Steckachse. An dieser wird die Plastikkurbel festgemacht und die Platte mit dem Mittenloch über die Achse gesteckt. Auf der anderen Seite des Labels wird die zweite Schale aufgesetzt und mit einer Rechtsdrehung festgeschraubt. Nun sollte das Label der Platte vor Feuchtigkeit geschützt sein und die Scheibe kann in das Waschgehäuse gehängt werden. Zu guter Letzt werden die Sicherungen über die Achse geschoben und damit geschlossen. Klingt kompliziert? Ist es nicht, nimmt nur ein bisschen Zeit in Anspruch und sorgfältig sein muss man natürlich auch beim Rumhantieren, sonst hat man im schlimmsten Fall einen Kratzer im Vinyl zu verantworten.

Die sogenannten Achssicherungen müssen angeschraubt werden
Die sogenannten Achssicherungen müssen angeschraubt werden

Baden gehen

Wenn die Platte im „Bad“ ist, wird sie mit Hilfe der Kurbel im Uhrzeigersinn gedreht, nach ein paar Umdrehungen ist sie gesäubert und ebenfalls antistatisch gemacht. Das Drehen mit der Kurbel geht trotz der relativ einfachen Konstruktion gut von der Hand und hat schon einen gewissen Spaßfaktor. Man muss wirklich eingestehen, dass es tatsächlich komfortabler ist als bei den alten Waschanlagen von Knosti, wo man die Platte in ihrer Schutzschale mit den Fingern bewegen musste.
Wenn die Platte nun aus der Flüssigkeit rausgenommen wird, empfiehlt es sich, sie erst ein wenig abtropfen zu lassen. Und ganz wichtig: Nicht vergessen, vorher den Verschluss der Achssicherungen zu öffnen, mit ein wenig Fantasie kann man sich ja ausmalen, was sonst passiert. Mit der gleichen Vorsicht wird nun die Platte wieder aus den Schalen befreit und erstaunlicherweise ist das Label tatsächlich nicht feucht geworden. Man muss aber auch ehrlich sein und festhalten, dass das durchaus mal passieren kann, die größte Gefahr lauert, wenn das Vinyl noch feucht ist und die Schutzschalen entfernt sind. Mit einem parat liegenden fusselfreien Tuch kann man an dieser Stelle flink reagieren. Jetzt muss das schwarze Gold nur noch in den Abtropfständer gestellt werden und nach ein paar Minuten ist die Flüssigkeit rückstandslos getrocknet.
Für eine einzelne Platte ist das durchaus ein gewisser Aufwand, der da betrieben wird. Deshalb lohnt es sich, gleich mehrere Platten zu bearbeiten, wenn der Disco Antistat einmal aufgebaut ist. Man muss im Auge behalten, dass nicht nur die Vorbereitung Zeit beansprucht, sondern auch jeder einzelne Reinigungsvorgang und besonders das Trocknen.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Sicherungen stabilisieren die Handkurbel

Und dann muss zu guter Letzt noch die wertvolle Flüssigkeit wieder in die Flasche gekippt werden. Dafür kommt der im Lieferumfang enthaltene Trichter zum Einsatz. Man sollte darauf achten, dass einer der beiliegenden Papierfilter eingesetzt ist, damit das Fluid nicht verschmutzt zurückgegossen wird. Spätestens hier hört der Spaß auf oder es wird feuchtfröhlich, je nach Sichtweise.
Jeder, der schon einmal den Versuch unternommen hat, ein Getränk von einer Tasse in eine andere zu kippen, weiß wovon hier die Rede ist. Oder anders gesagt: Mal geht etwas mehr daneben, mal etwas weniger – manchmal sogar kein einziger Tropfen. Es ist in jedem Fall immer wieder ein heikles Unterfangen und man sollte diesen Teil der Arbeit mit Humor nehmen und sich einfach auf die frisch gereinigten Tonträger freuen.

Der Mühe Lohn

Einige DJs und Sammler vertreten ja die Ansicht, dass eine alte Platte klingen muss wie Speck in der Pfanne, man braucht diese Meinung aber nicht zu teilen. Die kleinen Kratzer und Abnutzungen werden natürlich weiterhin ihre Geräusche machen, wenn das Vinyl gewaschen wurde. Aber trotzdem wird es besser klingen. Bei einigen Exemplaren kann der Effekt unter Umständen so weit gehen, dass man meinen könnte, das Ding sei neu. Es kommt durchaus mal vor, dass rein oberflächlich überhaupt keine große Verschmutzung zu sehen ist und nach einer Wäsche klingt trotzdem alles ganz anders. Jeder, der schon einmal ein paar seiner Schätze gereinigt hat, wird das bestätigen können.
Dass Schallplatten „dauerhaft“ antistatisch gemacht werden, ist als ein Werbeversprechen anzusehen, was nicht wirklich eingelöst werden kann. Die bearbeiteten Scheiben sind tatsächlich erst einmal von Staub befreit und ziehen ihn auch nicht sofort wieder magisch an, unterliegen aber im Gebrauch immer wieder einer gewissen Aufladung. Da gerade bei Reinigungsmitteln jeglicher Herkunft gerne mal sehr blumige Worte zum Anpreisen benutzt werden, wird dieser Aspekt hier auch nicht zu sehr auf die Waagschale gelegt.

Fazit

Knosti Disco Antistat Generation II ist die Neuauflage eines altbewährten Hilfsmittels zur Reinigung von Schallplatten. Was auf den ersten Blick einen etwas kruden Eindruck macht, stellt sich als ein durchaus nützliches Werkzeug heraus. Speziell die rillentiefe Säuberung von verschmutztem Vinyl funktioniert hiermit sehr gut. Dass die Platten nach der Behandlung für eine Weile antistatisch sind, ist ein positiver Nebeneffekt. Es gibt aber auch ein paar Schwachstellen. Der Reinigungsvorgang erfordert neben viel Sorgfalt einen gewissen Aufwand, das Rumgeschraube und Hantieren mit der Reinigungsflüssigkeit ist nervig. Fürs schnelle Säubern einer einzelnen Platte ist der Aufwand fast schon zu groß, deshalb sollte man gleich eine ganze „Putz-Session“ daraus veranstalten. Dennoch, die Ergebnisse können sich hören lassen und entschädigen für die Arbeit. Wer viel Vinyl und keine Knosti „Plattenwaschanlage“ hat, sollte sich entweder eine zulegen oder einen Freund haben, bei dem eine herumsteht. Geizkragen und Sparfüchse kaufen sich die alte Version für knapp 25 Euro weniger, müssen aber auf den Komfort mit der neu dazu gekommenen Handkurbel verzichten.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • praktische Lösung zum Reinigen von Schallplatten
  • macht antistatisch
  • praktische Handkurbel
  • Ersatzteile können nachbestellt werden
Contra
  • Preis
  • viel Frickelei
Artikelbild
Knosti Disco Antistat Generation II Test
Für 88,00€ bei
Waschmaschine für Schallplatten: Knosti Disco Antistat Generation II
Waschmaschine für Schallplatten: Knosti Disco Antistat Generation II
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Profilbild von Wayne Beerwald

Wayne Beerwald sagt:

#1 - 18.02.2019 um 16:05 Uhr

0

Trotz vieler abfälliger Kommentare kann ich aus eigener Erfahrung mit mittlerweile ca. 200 selbst gewaschenen Platten bestätigen, daß der Disco Antistat seinen Zweck vollkommen erfüllt. Ich habe viel Geld investiert, indem ich in einem Plattenladen eine "Loricraft" benutzt habe. Weitere ca. 80 Platten habe ich in Auftragsarbeit mit einer "Hannl" waschen lassen. Da mir das aber entschieden zu teuer wurde, habe ich einfach den Versuch mit der Knosti unternommen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Viele der mit der "Loricraft" oder "Hannl" gewaschenen Platten habe ich mit der Knosti nachbehandelt und erst danach waren sie "porentief rein". Ich verwende 400ml Isopropanol 70%, 600ml Aqua dest. und einen Spritzer Tetenal Mirasol Netzmittel (bloß kein Spülmittel!). Die Lösung filtere ich einmal mit einem Haushaltstrichter und Kaffefilter und gieße sie dann nach nochmaligem Gebrauch weg. Der Selbstmix steht der überteuerten Knosti-Brühe in nichts nach; die kochen auch nur mit Wasser. Die Achs-Halteclips kann man getrost weglassen, wer einen Finger auf die Achse hält macht das viel besser als wenn sich die Halteclips bei jedem Drehen lösen. Keine Angst vor Waschlösung auf den Labeln - bei mir hat sich noch kein einziges gelöst! 20x vorwärts - 20x rückwärts und nochmal 5x vorwärts, so hat sich das bei mir bewährt. Abtropfen lassen (doch, der viel kritisierte Abtropfständer funktioniert problemlos, wenn man nicht gerade Grobmotoriker ist, aber die sollten von Schallplatten ohnehin die Finger lassen), am besten über Nacht und eine neue, antistatische Innenhülle verwenden (ich nehme die in 90g-Papier von Protected) und plötzlich hört man wieder mit Genuß. Natürlich ist das nichts für HiFi-Esoteriker die meinen, nur wenn die Maschine 3.000 Euro kostet kann´s was werden aber das Ergebnis zählt. Keine Frage, daß die paar Plastik-Teile der Knosti maßlos überteuert sind aber selbst kann ich das Ding eben nicht herstellen. Solange Clearaudio eine "Tonabnehmerwaage" für 220 Euro anbietet, die bei Pearl 6,90 Euro kostet, investiere ich mein Geld lieber in die Knosti.

    Profilbild von Dirk

    Dirk sagt:

    #1.1 - 19.02.2019 um 11:01 Uhr

    0

    Würde mich freuen, wenn du deine Erfahrung (speziell mit dem Fluid) nochmal unter diesem Artikel teilst:https://www.bonedo.de/artik...Ist für die Leser bestimmt interessant. Danke und lieben Gruß!

    Antwort auf #1 von Wayne Beerwald

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    +2
Profilbild von Werner

Werner sagt:

#2 - 17.04.2023 um 16:12 Uhr

0

Habe auch meine Probleme mit diesen Labelschützer. Diese saugen sich immer wieder ziemlich fest, sodaß man Probleme hat, diese wieder zu lösen.

    Profilbild von John

    John sagt:

    #2.1 - 15.11.2024 um 07:05 Uhr

    0

    Hi Werner, du verwendest vermutlich die Dichtschalen mit Dichtringen. Habe ich auch lange gemacht, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass es ohne Dichtring auch wirklich die Labels schützt. Mit Dichtring, habe ich dein Problem ebenfalls gehabt. Ich habe es gelöst, indem ich die Schalen nicht zu sehr angezogen habe. Da kann es aber passieren, dass er äußere Rand der Label ein bisschen Flüssigkeit abbekommt. Die Labels lösen sich zwar nicht, wer aber ein bisschen rauh an den Stellen wo die Flüssigkeit hingekommen ist. Beste Lösung für mich war das weglassen der Dichtringe. So kann man die Schalen ordentlich anziehen und wieder lösen und es dichtet besser ab als mit Dichtring. Hätte ich vorher auf keinen Fall gedacht, aber Versuch macht Kluch^^

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