Ortofon Concorde Nightclub MKII Test

Die dänische Traditionsmarke Ortofon ist mit ihrer Tonabnehmer-Flotte in den Clubs gegenwärtig omnipräsent. Es gibt weltweit wohl keine Diskothek, in der die Tonabnehmer mit der typisch länglichen Form nicht irgendwo im Einsatz sind. Das derzeit zweitteuerste Schlachtschiff der Concorde-Flotte mit elliptischer Abtastnadel ist das System Nightclub MKII. Stolze 149 Euro soll der zukünftige Besitzer laut Hersteller berappen, um diesen Tonabnehmer sein Eigen nennen zu können. Die guten technischen Werte aus den Herstellerangaben und die Tatsache, dass die Abtastnadel elliptisch geformt ist, könnten dieses Produkt nicht nur für DJs, sondern auch für audiophile Anwender interessant machen.

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Dies verspricht zumindest der Hersteller in seiner Werbung. Vielleicht kommt ja auch bei der Riege der Scratch-DJs Freude auf. Direkter Rivale in diesem Testvergleich ist das Headshell-System 680 E V3 von Stanton mit empfohlenen 99 Euro. Zwar nicht mit elliptischen, sondern mit sphärischen Nadeln ausgestattet, stammen die beiden vergleichbar teuren Modelle Concorde S-120 (169 Euro) und Q:Bert S (123 Euro) ebenfalls aus der dänischen Schmiede.

DETAILS

Passend zum Namen präsentiert sich der Concorde Nightclub MKII in einer nachtschwarzen Pappschachtel mit weißen und orangefarbenen Aufschriften. Das System ist sicher in eine filzbeschichtete Kunststoffwanne eingebettet. Eine praktische Nadelschutzkappe, in der im Bedarfsfall auch Ersatznadeln gelagert werden können, dient zum Schutz des Diamanten. In der Box findet sich außerdem ein sehr nützlicher Gummiüberzieher für den ansonsten recht rutschigen Griff sowie eine Ersatznadel. Angaben zu den technischen Daten und die richtige Montage finden sich leider ausschließlich in Englisch auf zwei Faltblättern. Mir persönlich fehlt hier die wichtige Information zur korrekten Tonarmhöhe.   
Sicherlich ist die Verpackung nicht so stabil wie ein echtes Hardcase, doch lässt sie sich (bei entsprechender Vorsicht) eine Weile für den Transport verwenden.   
Die Kontakte der Headshell wirken auf mich sehr hochwertig. Sie sind vergoldet, haben einen Durchmesser von ca. 1,2 mm und eine abgerundete Oberfläche. Dies sorgt selbst bei etwas verunreinigten oder abgenutzten Tonarmkontakten für eine sichere Verbindung, was einfach weniger Stress für den Anwender bedeutet. Da kommt Freude auf!   

Der relativ dünne und glatte Griff hat die gleichen Schwächen wie alle Tonabnehmer der Ortofon Concorde-Serie. Er ist recht rutschig, so dass einem der Tonarm beim Aufsetzen schon mal aus den Fingern gleiten kann. Dieses Problem kompensiert hier ein praktischer Gummiüberzug (im Lieferumfang enthalten) mit einer rutschsicheren Oberfläche. Außerdem kann der Griff bei unachtsamem Handling oder Transport schnell abbrechen. Da sich dieser nicht austauschen lässt, bleibt dann oft nur die hässliche „Kabelbinder-Lösung“, die wohl jeder erfahrende DJ schon einmal gesehen hat.   
Mit exakt 52 mm ist der Überhang dieses Systems perfekt auf die 1200/1210-Laufwerke von Technics abgestimmt. Für exaktes „Needle-Dropping“ verfügt die Nightclub über eine Aussparung, die den Nadelträger sichtbar macht. Allerdings ist dessen Lackierung etwas zu dunkel geraten und bietet daher zu wenig Kontrast zur schwarzen Vinyloberfläche. 

PRAXIS

Nachdem ich die Höhe des Tonarms und die Auflagekraft justiert habe, kann der Praxistest beginnen. Obwohl die Nadelträger von Ortofon recht schmal ausfallen, machen sie dennoch einen robusten Eindruck. Ein allzu schnelles Abknicken bei Überbelastungen ist eher nicht zu erwarten.
Laut Herstellerangaben arbeitet dieser Tonabnehmer mit einer Auflagekraft von 2 bis 5 Gramm. Daher führe ich mit dem Minimalwert gleich den Härtetest durch und lege eine laut gepresste Maxisingle auf. Und siehe da, die Nadel bleibt trotz dieser Herausforderung stabil in der Rille. Allerdings zerrt das Signal etwas. Ab einer Auflagekraft von 2,5 Gramm verschwinden auch die hörbaren Verzerrungen. Somit müsste der Mindestwert streng genommen mit 2,5 Gramm angegeben werden.   
Für den zweiten Teil des Tests lege ich eine Platte mit einer eher durchschnittlichen Lautstärke auf. Auch für die Prüfung der Backspin- und Scratch-Eigenschaften beginne ich bei der Mindestauflagekraft von 2 Gramm. In beiden Disziplinen bleibt die Nadel bei normal schnellen Bewegungen absolut sicher in der Rille sitzen – genau das, was man als reiner Mix-DJ benötigt. Hieraus resultieren vollwertige Einsatzmöglichkeiten bei plattenschonendem Auflagegewicht. Bereits ab 3 Gramm Auflage ist man bei schnelleren oder komplexeren Scratches & Backspins komplett auf der sicheren Seite. Da schlägt das DJ-Herz höher! 
Da der Nadelträger relativ weich aufgehängt ist, neigt der Nightclub Tonabnehmer beim Scratchen zu Eigenschwingungen. Die dabei entstehenden tieffrequenten Signalanteile halten sich aber glücklicherweise im Rahmen. Obwohl das System sicher nicht für Scratches und Backspins entwickelt wurde, verfügt es in dieser Disziplin trotzdem über erstaunlich gute Eigenschaften. Das macht das Nightclub MKII zu einem sehr universell einsetzbaren DJ-Tool. 

Klang
Die Ausgangsspannung unseres Prüflings lag im Test ca. 2,4 dB unter dem des Spitzenreiters dieser Kategorie. Hier gibt es also absolut nichts zu beanstanden. Den unteren Teil des Frequenzspektrums bildet der Nightclub MKII kraftvoll und klar ab. Hohe Signalanteile werden sehr detailreich und dennoch angenehm weich reproduziert. Druckvoll und präsent stellt sich auch der mittlere Teil des Spektrums dar. Generell kann man also von einem sehr druckvollen und transparenten Klangbild sprechen. Hier zeigt sich der Nightclub MKII in meinen Augen als sehr guter Allrounder. Sein Sound wird sowohl Clubgänger als auch audiophile Anwender gleichermaßen zufriedenstellen. Für mich klanglich eindeutig der Sieger dieses Tests!

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Audio Samples
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Ortofon Concorde Nighclub MKII

ZWEITE MEINUNG

 (Daniel Wagner, Technics 1210 MKII, UREI 1603)
Ortofons Concorde Nightclub MKII kommt im Concorde-typischen Design daher, mit dem Unterschied, dass ein praktischer Gummiüberzug für den Griff mitgeliefert wird, der dafür sorgt, dass einem das System nicht so schnell aus den Fingern gleitet. Ansonsten alles wie gehabt in Ortofons Evergreen-Serie. Der Griff ist tendenziell abbruchgefährdet und der Nadelträger beispielsweise im Vergleich zu Stantons Groovemaster ein wenig dünner, reicht aber allemal für den rauhen DJ-Alltag aus. Ob die elliptische Nadel allerdings hierfür konzipiert wurde, wird ein kurzer Praxistest zeigen: 
Laut Hersteller sollen hier Auflagekräfte zwischen 2 – 5 Gramm funktionieren, was ich „wörtlich“ nehme und direkt bei nur 2 Gramm anfange. Die erste Wiedergabe quittiert das mit einem leicht verzerrten Hochton. Bei etwa 2,4 Gramm Auflage verschwindet dieses Phänomen allerdings. Bei 3 Gramm stellt sich für mich überraschenderweise ein wirklich guter Workflow ein, bei dem Backspins und einfach Scratches kein Problem mehr darstellen. Bitte nicht vergessen: Wir haben es hier mit einem elliptisch geschliffenen Diamanten zu tun, von dem ich das, wenn überhaupt, bei nur 3 Gramm nicht erwartet hätte! Auch bei der lauten 12-Inch-Maxi gibt der Nightclub MKII zur Überraschung meinerseits eine echt gute Figur ab. Bei Flash and the Pans „Ayla“ muss ich allerdings für eine einwandfreie Verwendung noch mal die Auflage um 0,3 auf 3,3 Gramm erhöhen, was ich aber locker tolerieren kann (das Vinyl ist sehr wellig!). Der Sound leidet auf jeden Fall nicht darunter, er wird druckvoll und transparent übertragen. Insgesamt gelingt die Abbildung plastisch und sehr authentisch. Die Höhen kommen mir aber ein bisschen kühl und wenig seiden vor, was ich mit einer LP von Kruder und Dorfmeister für mich noch einmal reproduzieren konnte. Sie sind mir in diesem Fall ein wenig zu vordergründig, lassen sich aber am Mixer prima zurücknehmen.
Insgesamt betrachtet ist Ortofons Concorde Nightclub MKII aus meiner Sicht die gelungenste Kombination aus guter Wiedergabequalität und einem wirklich guten DJ-Workflow – für Mix-DJs ein absolutes MUSS! Wer sich hiervon ein Pärchen leisten kann, sollte das in Erwägung ziehen.  

FAZIT

Der Concorde Nightclub MKII von Ortofon ist ein absolutes Allround-Talent! Ein satter Ausgangspegel und gute Mix-Eigenschaften prädestinieren diesen Tonabnehmer für den harten Club-Einsatz. Obwohl die Abtastnadel elliptisch geformt ist, kommen auch DJs, die relativ viel Scratchen, voll auf ihre Kosten. Unser Testkandidat kann durchaus mit anderen, extra für diesen Zweck entwickelten Tonabnehmern, mithalten. Und all das gepaart mit einem sehr guten Sound. Letzterer ist natürlich für jede Art der Anwendung ein Pluspunkt. Einzig allein der Griff könnte den potentiellen Käufer noch abschrecken. Der Preis kann es nun nicht wirklich sein, schließlich bekommt man für 149 Euro durchweg besten Sound und ein echt gutes Handling geboten. 
Somit kann ich den Concorde Nightclub MKII Tonabnehmer fast allen Anwendern wärmstens empfehlen. Professionelle DJs, audiophile HiFi-Enthusiasten oder Leute, die ihre Vinyl-Sammlung möglichst hochwertig digitalisieren möchten, können hier zuschlagen.   
Spezialisten unter den Scratch- und Battle-DJs ist trotz der wirklich guten Scratch-Eigenschaften des Nightclubs nach wie vor Shures M44-7 zu empfehlen. An die Rillenfestigkeit dieses Systems heranzukommen ist und bleibt eine Herausforderung. 

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Technische Daten
  • Bauart Komplett-Tonabnehmer mit SME-Bajonettverschluss
  • Tonabnehmer-Prinzip MM
  • Ausgangsspannung 8 mV
  • Kanalbalance
  • Kanaltrennung >23 dB, bei 1kHz
  • Kanaltrennung >15 dB, bei 15 kHz
  • Frequenzbereich 20-22.000 Hz
  • Nadeltyp elliptisch
  • Auflagekraftbereich 2,0-5,0 g (20-50 mN)
  • Auflagekraft empfohlen 3,0 g (30 mN)
  • Tracking Neigung 20°
  • Gleichspannungswiderstand 1.000 Ohm
  • Interne Induktion 580 mH
  • Lastwiderstand empfohlen 47 kOhm
  • Belastungskapazität 200-600 pF (empfohlen)
  • Tonabnehmergewicht 18,5 g
  • Ersatzstylus Nightclub E MKII
  • Preis: 149 Euro (UVP)
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Profilbild von Jeremias Kleidermacher

Jeremias Kleidermacher sagt:

#1 - 02.10.2017 um 16:42 Uhr

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Hallo, ich hatte das Nightclub MKII zum Test da, nachdem ich Eure Rezension hier gelesen hatte. Ich habe ein System für meinen restaurierten und mit hochwertigen Kabeln aufgewerteten Technics SL-1210MKII gesucht, aber nicht um aufzulegen, sondern um die Musik die ich nur auf Platte kriege in Zukunft auch genießen zu können. Von daher war mir besonders der Klang wichtig.
In Eurer Rezi sind Worte wie "audiophil" und "audiophile Hifi-Enthusiasten" gefallen, wenn es um die Einschätzung des Klangs und damit die Empfehlung für den weiteren Anwenderkreis für das DJ-System geht. Dem kann ich überhaupt nicht zustimmen. Ich bin noch lange kein Hifi-Enthusiast, habe aber sehr gute Ohren und von daher einen gewissen Anspruch.
Das Nightclub MKII klingt dunkel und träge. Ich musste immer die Höhen und Mitten voll reindrehen, damit es einigermaßen meinen Hörgewohnheiten entgegen kommt. Zudem hatte ich immer das Gefühl, dass der Plattenspieler ein bisschen zu langsam läuft, so dass ich ihn gerne etwas nachgepitcht hätte. Im direkten Vergleich mit dem System für das ich mich nachher entschieden hatte fiel auch auf, dass es Klänge nicht ganz klar nachzeichnet, sondern leicht nachhallt und es überhaupt nicht schafft feine Details rüber zu bringen.
Wenn man große Worte wie Audiophil verwendet, sollte man einen Tester mit im Boot haben, der aus diesem Lager kommt und es von daher auch wirklich beurteilen kann! Ansonsten sollte man diese Worte nicht benutzen, da sie uns Leser vollkommen in die Irre führen!

Profilbild von Slobodan Boban

Slobodan Boban sagt:

#2 - 28.03.2018 um 16:36 Uhr

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Hello, after many sound comparison this NightClub II sounded muffled in high frequency and mid range. Better option for my taste is blue DJ-S.

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