Pro-Ject Automat A1 Test

Der Pro-Ject Automat A1 ist ein vollautomatischer riemenbetriebener Plattenspieler. Er verfügt über einen ultraleichten Aluminium-Tonarm, eine kohlefaserverstärkte Polymer-Kopfplatte, einen eingebauten, umschaltbaren Phono-Vorverstärker und einen vormontierten Ortofon OM10-Tonabnehmer. Was macht ihn so besonders?

Nun, DJs legen grundsätzlich mit Plattenspielern ohne Automation auf. Wir setzen die Nadel mit der Hand in die Rille und auch nur die wenigsten DJs nutzen dafür den Tonarmlift, der sich zum sanften Senken des Tonabnehmers auf jedem DJ-Turntable befindet, seit dieser Standard durch die Technics 1200er-Serie definiert wurde.

Aber es soll ja auch Vinyl-Fans geben, die keine DJs sind und sich für ihr Wohnzimmer einen kleinen und komfortablen Plattenspieler ohne Pitchfader und scratchfähigem Direktantrieb wünschen. Deshalb haben wir uns mal den neuen Pro-Ject Automat A1 angesehen, einen eleganten Player mit Vollautomatik und Riemenantrieb.

Pro-Ject Automat A1 TEST

Pro-Ject Automat A1 – das Wichtigste in Kürze

  • Vollautomatischer, riemengetriebener Schallplattenspieler
  • Vormontierter Ortofon OM10-Moving Magnet-Tonabnehmer
  • Headshell aus kohlefaserverstärktem Polymer auf Aluminium-Tonarm
  • Eingebauter schaltbarer Phono-Preamp
  • Holzchassis mit wenigen Hohlräumen

Pro-Ject Automat A1 erster Eindruck

Der Pro-Ject Automat A1 kommt bereits relativ komplett im schlichten braunen Karton. Im Lieferumfang enthalten sind ein 15 V DC / 0,8 A Netzteil, eine Staubschutzhaube mit Scharnieren und ein Single-Adapter. Der ebenfalls mitgelieferte Ortofon OM10-Tonabnehmer ist bereits vormontiert, die sehr dünne Filz-Slipmat liegt schon auf dem ebenfalls gesetzten Plattenteller und das RCA-Phonokabel mit Erdungskabel ist fest mit dem A1 verbunden. Einzig die Scharniere und der Staubdeckel wollen mit zartem Druck zusammengeklickt und aufgesteckt werden. Ansonsten wird nichts weiter zusammengebaut, das Prinzip lautet „plug-and-play“.

Fotostrecke: 3 Bilder Erster Auftritt des Pro-Ject A1: sehr schlichter Karton

Start-Stopp-System des Pro-Ject Automat A1 

Der Automat A1 verfügt über ein vollautomatisches Start-Stopp-System, bei dem die Automatik während der gesamten Laufzeit der Platte komplett entkoppelt ist. Sie greift also nur beim Startvorgang und beim Rückholvorgang ein. Mit dem Start-Hebel wird die mechanische Automatik aktiviert und der Tonarm wie von Geisterhand in die Führungsrille der Schallplatte bewegt. Sobald die Nadel in die Auslaufrille der Platte gleitet, wird sie automatisch zurückgeführt und der Plattenspieler anschließend ausgeschaltet. Es besteht also nicht die Gefahr, dass die Nadel die ganze Nacht weiterrotiert oder laut schabend auf das Innenlabel gleitet. 

Fotostrecke: 3 Bilder Stylish weiß: der Pro-Ject A1 von vorne

Auf der flachen weißen Oberfläche befindet sich rechts vom Plattenteller der Transportblock mit dem leichten 8,3 ZollTonarm aus Aluminium, der Headshell aus steifem kohlefaserverstärktem Polymer und dem Ortofon OM10-Tonabnehmer. Auflagekraft und Antiskating sind bereits werkseitig voreingestellt. 

Weitere Bedienelemente sind der Start-Stopp-Hebel, ein Hebel zur Einstellung der beiden Geschwindigkeiten 33 U/Min für 12 Zoll LPs und 45 U/Min für 7 Zoll Singles und der gedämpfte Plattenlifthebel. Auch durch die kompakte Platzierung der Bedienelemente kommt die Konstruktion des Holzchassis mit nur wenig Hohlraum aus. Zusammen mit dem gedämpften Plattenteller aus Aluminium soll dies dafür sorgen, dass ungewollte Resonanzen auf ein Minimum reduziert werden. 

Fotostrecke: 3 Bilder Von oben betrachtet: Der Pro-Ject Automat A1 besticht mit schlichter Eleganz

Phono-Vorverstärker des Pro-Ject Automat A1

Der A1 verfügt über einen eingebauten schaltbaren Phono-Vorverstärker. Somit kann er an Line- wie auch an Phono-Eingängen betrieben werden. Die Umschaltung erfolgt via eines kleinen Schalters unterhalb des Plattentellers. Gut hätte mir in Verbindung mit dem abgestimmten Vorverstärker ein zusätzlicher USB-Anschluss gefallen, um Vinyl direkt am Computer angeschlossen zu digitalisieren. Dafür braucht es dann zusätzliche Peripherie. Alles zum Digitalisieren von Schallplatten findet ihr hier.

Pro-Ject Automat A1 – Local Hero

Bei den vorhandenen Anschlüssen hat sich Pro-Ject für eine hochwertige Lösung entschieden: Das hauseigene dicke, transparente Connect it E Phonokabel ist mit dem A1 fest verbunden, wodurch schon mal eine Kabelsteckverbindung wegfällt. Die beiden Cinch-Stecker sind für sicheren Kontakt mit 24 Karat hartvergoldet.

Das hochreine, halbsymmetrische Connect It E glänzt mit niedriger Kapazität, guter Abschirmung, integriertem Erdungskabel und ist auch separat für ca. 40,- Euro erhältlich.

Das hochwertige Pro-Ject Connect it E-Kabel ist auch separat erhältlich …

Alle fest verbauten Komponenten des Automat A1 kommen also in qualitativ wertiger Ausführung. Gespart wurde dort, wo wir selbst schnell Abhilfe schaffen können: Der „Puck“ ist ein billiges Kunststoffteil und auch die Slipmat ist nur hauchdünn. Diese können aber problemlos ausgetauscht werden, letztere beispielsweise mit Plattentellerauflagematten aus Naturkork oder Leder, ebenfalls bei Pro-Ject im Sortiment. 

Und der A1 ist ein „Local Hero“: Das Teil wird in Deutschland handgefertigt und auch die Fertigung der einzelnen Komponenten erfolgt hier laut Hersteller zu 98 %.

Kabelverbindung Rückseite des Pro-Ject Automat A1

Praxis

Inbetriebnahme des Pro-Ject Automat A1

Der Pro-Ject Automat A1 ist superschnell am Start. Eigentlich muss nur darauf geachtet werden, ob der interne Phonovorverstärker an- oder ausgeschaltet ist und schon kann es losgehen. Platte auflegen, Start-Hebel betätigen und vollautomatisch läuft der Turntable an, die Nadel setzt sich in Bewegung und zielgenau auf der Startrille der Platte auf. Dieser Vorgang dauert ungefähr 13 Sekunden. 

Auch der Rückweg aus der Auslaufrille zurück zur Nadelauflage dauert. Nach ca. 14 Sekunden wird schließlich automatisch abgeschaltet. Der A1 ist also kein Turntable für hektische Menschen, sondern erfordert Muße, die er mit Genuss belohnt.

Pro-Ject Automat A1 TEST
Stylischer Vollautomat

Das Ortofon System

Denn der Klang ist richtig gut, weil Pro-Ject sich nicht lumpen lässt und den A1 mit einem vormontierten und bereits tip-top eingestellten Ortofon OM10-System ausliefert.

Das allein kostet im Handel schon zwischen 65,- und 70,- Euro. Und es ist kompatibel mit den Nadeln der höherwertigen OM 20/30/40, womit sich die Audioqualität des A1 signifikant steigern lässt. 

Wobei eine OM40-Nadel mit ca. 350,- Euro allein schon fast so viel wie der Turntable selbst kostet. In jedem Fall erwirbt man mir dem Automat A1 einen ausbaufähigen Plattenspieler mit Potential.

Fotostrecke: 2 Bilder Gut eingestellt: Der Tonabnehmer überzeugt mit stabiler Laufruhe

Mechanische Qualität

Auch bei der mechanischen Qualität gibt es nichts zu meckern. Das schön schlichte weiße Finish passt sehr gut zu Einrichtungen skandinavischer Möbelhäuser und verschwindet optisch fast schon auf meinem IKEA-Sideboard. Pures Understatement. 

Starke Motorleistung ist bei Vollautomaten eigentlich nie das Hauptthema, denn hier wird nicht gescratcht. Der Plattenteller dreht sich riemenbetrieben mit gutem Gleichlauf und die Vollautomatik eignet sich ideal zum unkomplizierten Durchhören kompletter Albenseiten.

Riemenantrieb beim Pro-Ject Automat A1
Riemenantrieb beim Pro-Ject Automat A1

Needle Drop

Möchten wir jedoch ein bestimmtes Stück hören, nutzen wir den gedämpften Nadellifthebel. Der fühlt sich zwar nicht besonders hochwertig an, setzt die Nadel aber zuverlässig über der gewünschten Leerrille ab. Übrigens auch sehr nah an der Auslaufrille, wo manche Vollautomaten schon wieder den Rückzug einläuten. Gut.

Fotostrecke: 2 Bilder Mit dem Lifthebel wird die Nadel sanft auf die Platte gesetzt

Trick 45

Ein grundsätzliches Problem mit vollautomatischen Plattenspielern: Die Nadel setzt bei 45 U/Min zielsicher dort auf, wo sich bei 7 Zoll Singles die Einsetzrille befindet. Was aber, wenn wir Maxi-Singles abspielen wollen, die gerne mal auf 45 laufen? Hier gehen wir wie folgt vor: erst auf 33 U/Min starten und erst (und wirklich erst dann) wenn die Nadel in der 12 Zoll Außenrille einsetzt, auf 45 U/min umschalten. Die Platte läuft dann wie gewünscht mit 45 U/Min ab. Wird hingegen auf 45 umgeschaltet, während die Nadel noch nicht aufliegt, sucht der Pro-Ject sofort die 7 Zoll Single-Einsatzrille auf. Etwas kompliziert, aber es funktioniert.

Wird der Pro-Ject A1 mit 45 U/Min gestartet, senkt sich die Nadel automatisch dorthin, wo sie die Einlaufrille einer 7“-Single vermutet. Bei einer 12“-Maxi muss getrickst werden.
Wird der Pro-Ject A1 mit 45 U/Min gestartet, senkt sich die Nadel automatisch dorthin, wo sie die Einlaufrille einer 7-Inch vermutet. Bei einer 12-Zoll-Maxi muss getrickst werden.

Agent Provocateur

Natürlich habe ich versucht, die Automatik des A1 aus dem Konzept zu bringen: Geschwindigkeiten ändern, Nadel hoch und wieder runter, mit Hebel oder per Hand und irgendwann hatte ich dann die Logik des A1 auch erfolgreich überlistet.

Aber kein Problem, denn jeder Start ist ein neues Leben, denn der A1 schaltet stets komplett ab und beginnt mit jedem Startvorgang wieder neu.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Gegengewicht des Pro-Ject A1 hat nicht viel zu heben, da der Tonarm mit dem System sehr leicht ist

Für wen ist das?

Der Pro-Ject A1 ist ein hochwertiges und erschwingliches Abspielgerät für Vinylfreunde, die einfach nur Schallplatten von Anfang bis Ende durchhören wollen. Set and forget! Klar, bei dieser gemächlichen Automatik würde ich als DJ beim Durchhören von Promos für den nächsten Gig wahrscheinlich irre werden, aber zum gemütlichen Goutieren von Jazz-Scheiben am Wohnzimmerkamin ist der A1 perfekt geeignet. 

Pro-Ject Automat A1 – mögliche Alternativen

ProduktPro-Ject A1whitePro-Ject A1 blackThorens TD 202Pro-Ject Primary E Phono
RiemenantriebJaJaJaJa
AutomatikJaJaNeinNein
Eingebauter Phono-PreampJaJaJaJa
Mitgelieferter TonabnehmerOrtofon OM10Ortofon OM10Audio Technica AT 95 EOrtofon OM NN
SonstigesStaubschutzhaube mit ScharnierenStaubschutzhaube mit ScharnierenUSB-Anschluss, Thorens TP71-TonarmStaubschutzhaube mit Scharnieren
Preis449,- Euro379,- Euro444,- Euro278,- Euro

Fazit

Der Automat A1 ist wird von Pro-Ject ausdrücklich als Einsteiger-Plattenspieler bezeichnet. Aber dieser Einstieg erfolgt auf angenehm hohem Niveau. Die Komponenten sind qualitativ gut gewählt, das Design ist aufgeräumt und schnörkellos. Beim Klang gibt’s bereits jetzt nichts zu meckern und wer sich einen besseren Tonabnehmer wünscht, der kann bis zum Ortofon OM40 upgraden. Das schlichte und elegante Design gefällt mir sehr und so kann man den A1 jedem Vinyl-Connaisseur ans Herz legen – wenn es denn kein DJ ist. Pro-Ject lässt sich das weiße Modell übrigens extra kosten. Wer sich günstiger gönnen will oder sowieso Schwarz bevorzugt, greift zum Pro-ject A1 Black zum Preis von 379,- Euro.

Pro-Ject Automat A1 Spezifikationen

  • Geschwindigkeiten: 33, 45 (elektr. Umschaltung)
  • Antriebsprinzip: Riemenantrieb, vollautomatisch
  • Plattenteller: gedämpfter Aluminiumteller
  • Wow & flutter: 33: +/-0,27 %; 45: +/-0,25 %
  • Geschwindigkeitsabweichung: 33: +/-0,75 %; 45: +/-0,65 %
  • Signal-Geräuschabstand:  65 dB
  • Tonarm: Ultra-Light-Mass 8,3” Aluminium-Tonarm
  • Tonabnehmer: Ortofon OM10
  • Tonarmlänge: 211 mm
  • Überhang: 19,5 mm
  • Zubehör: Ortofon OM10 Tonabnehmer, 15 V DC / 0,8 A Netzteil, klappbare Staubschutzhaube, Single-Adapter, Filz-Slipmat, RCA-Phonokabel mit Erdungskabel
  • Stromverbrauch: 1,5 W
  • Maße: 430 x 130 x 365 mm (BxHxT)
  • Gewicht: 5,6 kg netto
  • Farbe: weiß
  • SPEZIFIKATIONEN Ortofon OM10 
  • Prinzip: Moving Magnet
  • Nadeltyp: Elliptisch
  • Frequenbereich: 20 – 24.000 Hz
  • Frequenzgang: 20 – 20.000 Hz
  • Kanalbalance: 1,5 dB / 1 kHz
  • Übersprechdämpfung: 22 dB / 1 kHz
  • Übersprechdämpfung: 15 dB / 15 kHz
  • Ausgangsspannung: 4 mV
  • Abschlusswiderstand: 47 KOhm
  • Induktion: 580 mOhm
  • Empfohlene Auflagekraft: 15 mN
  • Nadelnachgiebigkeit: lateral 25µm/mN
  • Gewicht: 2,5 g
  • kompatibel mit Nadel von Ortofon OM 20/30/40
  • Preis: 449,- Euro

Herstellerlink

Plattenspieler und Zubehör auf thomann.de

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
OSZAR »