Technics SL-100C Test

Die nunmehr ihr 50. Jubiläum feiernde Technics SL-1200-Serie, zu deren Anlass das limitierte Modell SL-1200 M7L in sieben verschiedenen Farben erschien, liefert den Grundstein für den Technics SL-100C, unseren heutigen Testkandidat. Vom SL-1210 MK7-Modell wurde das Chassis übernommen, den Antrieb steuert der teurere SL-1200GR bei. Preislich liegt der SL-100C mit dem MK7 auf Augenhöhe.

Der Plattenspieler kommt mit vormontiertem Tonabnehmer vom Typ Audio-Technica AT-VM95C und automatischer Endabschaltung. Pitch-Fader und Stroboskop, auf die man in Hi-Fi-Kreisen sicher verzichten kann, sind nicht verbaut. Ein gelungenes Rundum-sorglos-Paket?

Details

Das Aluminium-Spritzguss-Chassis aus Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymer-Kunststoff, das für eine besondere Steifigkeit und vibrationsabsorbierende Eigenschaften spricht. Der Plattenspieler misst 453 x 173 x 372 Millimeter (B x H x T). Zudem steht das 9,9 Kilogramm schwere Laufwerk auf vier Isolatoren mit entkoppelter Feder und Gummi, das für eine erhöhte Schwingungsdämpfung sorgt.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Oberfläche des SL-100C

Das Design empfinde ich sehr smart und stimmig. Der Netzschalter, die Start-Stopp-Taste nebst Geschwindigkeitstasten und der Tonarm greifen mit ihrem silbernen Finish den Chrom-Ring am schwarzen Plattenteller auf und bilden einen hochwertigen Kontrast zur mattschwarzen Oberfläche des Gehäuses.

No Pitch, no strobe

Da der Plattenspieler ohne Pitch Control und Stroboskop am Netzschalter auskommt, benötigt er auch nicht die Stroboskopspiegel am Plattenteller. Entsprechend tauscht man den typischen herausragenden Netz-Drehschalter gegen einen im Chassis versenkten Tipptaster. Auch die Buttons für Start/Stopp und die Umdrehungsgeschwindigkeiten (33 1/3, 45 und 78 U/min) reagieren auf einen kurzen Tipp mit einem Klick-Feedback, aber ohne nennenswerten Hub.

Der statisch ausbalancierte Aluminium-Tonarm mit kardanisch aufgehängtem Tonarmlager stammt vom SL-1210MK7, dessen hochpräzise gefräste Konstruktion laut Technics eine hohe Ausgangsempfindlichkeit bewerkstelligt. Die Tonarmbasis lässt sich in ihrer Höhe um sechs Millimeter verstellen. Allerdings nicht ganz so komfortabel wie bei den SL-1200-Modellen.

Nach Lösen der Arretierung zieht man die Basis einfach auf die gewünschte Höhe aus dem Chassis heraus, was ein subtiles Justieren etwas erschwert. Natürlich gehören auch das Anti-Skating-Rädchen und der Tonarm-Lift zur Ausstattung der Tonarm-Basis. Wie beim SL-1500C fehlt in der linken oberen Ecke die Mulde zum Ablegen des mitgelieferten Single-Puks.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Aluminium-Tonarm

Die Rückseite versteckt neben den Anschlüssen für das Kaltgerätekabel zur Stromversorgung und den vergoldeten Cinch-Ausgängen samt Erdungsschraube noch einen Schalter für das automatische Abheben des Tonarms in der Auslaufrille. Einen zusätzlichen Line-Output mit entsprechendem Vorverstärker besitzt der SL-100C nicht, was ihn signifikant vom 100 Euro teureren SL-1500C unterscheidet.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Rückseite des Turntables

Die zum Inventar zählende Schutzhaube wird mit ihren beiden Scharnieren in die Halterungen links und rechts der rückseitigen Ansteckleiste eingehakt, womit sie sich auch für einen staubgeschützten Spielbetrieb des Vinyls gedämpft absetzen lässt. Zum weiteren Lieferumfang zählen Kabel, Headshell samt Tonabnehmer, Plattentellerauflage, Single-Plattenadapter (Puk), Ausgleichgewicht, Kopfgehäuse und Handbuch.

Mit der Renaissance der SL-1200-Serie überarbeitete Technics den Direktantrieb, der bis dato mit einem Polruckeln, dem ruckartigen Schieben des Tellers von Polschuh zu Polschuh, zu kämpfen hatte, das sich aber nicht deutlich hörbar bei der Wiedergabe äußerte. Dennoch war es Technics ein Anliegen, diesen Antrieb zu perfektionieren, erstmalig mit dem Edelplayer SL-1200GAE.

Alle weiteren Modelle folgten, so auch der SL-100C. Technics bezeichnet den Antrieb als einrotorig und eisenkernlos. Schließlich treibt eine Platine mit hunderten Frames die an der Unterseite angebrachte Magnetscheibe des Plattentellers an. Vibrationen und Resonanzen verhindert die rückseitige Kautschukbeschichtung des zwei Kilogramm schweren Plattentellers.

Regelungstechnologie

Gesteuert wird mit einer von Blu-ray-Playern übernommenen Regelungstechnologie, die für einen ruhigeren und gleichmäßigeren Lauf sorgt. Das Drehmoment beträgt 1,8 kg/cm, die Anlaufzeit 0,7 Sekunden und die Gleichlaufschwankung 0,025 Prozent. 

Fotostrecke: 2 Bilder Das Herzstück des revolutionierten Direktantriebs

Praxis

Das Einrichten des Technics SL-100C geht recht schnell von der Hand. Plattenteller in den Dorn des Chassis eingelassen, Headshell nebst vormontiertem Tonabnehmer am SME-Verschluss des Tonarms befestigen und das Auflagegewicht auf die empfohlenen 2,0 Gramm einstellen. Der gleiche Wert gilt auch für das anzupassende Anti-Skating. DJs werden sich jetzt vielleicht wundern, aber diese Einstellung gilt nur für reines Playback.

Da der Plattenspieler lediglich den Phono-Eingang eines Receivers, Vollverstärkers oder DJ-Mixers verzerrungsfrei bespielt, gilt dieser an den entsprechend dedizierten Eingang anzuschließen. Anderenfalls legt euch einen zusätzlichen Vorverstärker zu, der das Phono-Signal in ein Line-Signal wandelt.

Für den Test schließe ich den SL-100C an meinen Rane Seventy-Two MKII, die akustische Soundabbildung übernehmen Neumann KH 120 A Studiomonitore. 

Der beigelegte Single-Puk, dem leider eine Ablage fehlt
Der beigelegte Single-Puk, dem leider eine Ablage fehlt

Schnellstart und die Abschaltautomatik

Den 2 kg schweren Plattenteller bringt der Antrieb auf Knopfdruck wirklich schnell in Schwung, ungefähr innerhalb einer Viertelumdrehung. Auch der Gleichlauf ist auf dem Niveau hochpreisiger Laufwerke. Der Test mit einem zusätzlichen Stroboskop und einer Drehscheibe, die auf den drehenden Teller gelegt wird, beweist dessen Laufkonstanz.

Um Vinyl und Tonabnehmer zu schonen, gönnt Technics dem SL-100C eine Abschaltautomatik, die an der Rückseite aktiviert wird. Mit dieser hebt sich der Tonarm von selbst nach ein paar Umdrehungen in der Auslaufrille. Der Gang zum Plattenspieler bleibt einem trotzdem nicht erspart, denn der Teller dreht sich weiter.

Technics SL-100C Klang

Für den Sound eines Plattenspielers zeichnen sehr viele Komponenten verantwortlich, sei es ein entkoppeltes Chassis, ein abgeschirmtes Netzteil, ein ruhiger und gleichmäßig laufender Motor, dazu schallschluckende Isolatoren. Alles inklusive beim SL-100C.

Den Plattenspieler im Leerlauf mit voll aufgedrehtem Output betrieben, hört man ein leichtes typisches Plattenspielerbrummen, das aber beim Abspielen von Vinyl bei regulärer Lautstärke untergeht. Merkwürdigerweise wird dieses Geräusch beim Abklemmen des Erdungskabels nicht verstärkt.

Auch beim Anschluss an den Line-Eingang müsste das Signal verzerrt klingen, aber es fällt lediglich die deutlich geringere Lautstärke mit weniger Bass auf.

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Das Rauschen lässt sich vernachlässigen Selbst im Line-Eingang klingt es nicht verzerrt

Tonabnehmer

Mit seiner Grundausstattung ist der SL-100C wahrlich gut gerüstet. Luft nach oben dürfte es wohl durch die Wahl des Tonabnehmers geben. Die Entscheidung hat einem Technics zunächst mit der Vormontage des Audio-Technica AT-VM95C (UVP 69,- Euro) abgenommen. Der Tonabnehmer bildet Frequenzen von 20 bis 20.000 Hertz ab, womit der Sound im Wiedergabetest zu überzeugen weiß.

Bei U2s „The Fly“ kommt der Groove mit seiner sauber abgebildeten Notation sehr schön zur Geltung. Die tiefen Frequenzen zeichnen sich durch Biss aus, der aber die hohen Frequenzen nicht einschüchtern. Selbst bei Zischlauten kommt die Turntable-Tonabnehmer-Kombi nicht an ihre Grenzen, es klingt sauber, sehr harmonisch und aufgeräumt.

Das vormontierte Audio-Technica AT-VM95C
Das vormontierte Audio-Technica AT-VM95C
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Der SL-100C liefert einen sehr homogenen Sound

Die ausgewogene und gute Mitten- und Höhenabdeckung spielt den Details und der Transparenz in die Karten, die feine Nuancen und auch eine räumliche Ortung des Instrumentariums heraushören lässt. Wer allerdings seine Lieblings-Songs in ihrer Vielfalt in- und auswendig kennt, wird dennoch manches Detail vermissen. Ein Preis, den man aber sehr gern in Kauf nimmt, denn der SL-100C liefert vom Preis-Leistungs-Verhältnis ein sehr attraktives Hi-Fi-Einstiegsszenario.

Fazit

Mit dem SL-100C bietet Technics einen direktangetriebenen Hi-Fi-Schallplattenspieler mit vormontiertem Tonabnehmer und Abschaltautomatik zum attraktiven Preis. Als Vorlage dienten der SL-1210MK7, von dem das Aluminium-Spritzguss-Chassis mit glasfaserversteiftem ABS samt schockabsorbierenden Füßen und die Tonarmbasis stammen. Ebenso Pate stand der SL-1200GR, bei dem der eisenkernlose einrotorige Antrieb mit präziser Regelungstechnik in dieser Form erstmalig zum Einsatz kam. Das Design empfinde ich sehr smart und stimmig. Der Plattenspieler macht einen hochwertigen Eindruck. Die Start- und Geschwindigkeitstasten reagieren gut auf bloßes Tippen. Eine automatische Abschaltung hebt den Tonarm in der Auslaufrille. Mit dieser Ausstattung behauptet sich der Plattenspieler gegenüber weitaus teureren Geräten. Auch klanglich spielt der SL-100C mit dem vorinstallierten Audio-Technica AT-VM95C in einer höheren Liga. Anspruchsvollere Ohren können sich natürlich ein Tonabnehmer-Upgrade gönnen, um das Laufwerk damit in die High-End-Liga zu beamen.

Technics SL-100C

Technics SL-100C Features

  • präziser direktangetriebener Motor mit starkem Drehmoment
  • vibrationsabsorbierendes Zweischicht-Chassis aus ABS und Glasfaser
  • Schock-Isolatoren aus Gummi und Federung
  • 3 Geschwindigkeiten (33 1/3, 45 und 78 RPM) per Tippasten
  • automatischer Tonarmlift
  • präzisionsgefertigter, druckgegossener Aluminium Plattenteller
  • S-förmiger Tonarm mit hydraulischem Lift, Antiskating und Höhen einstellbar
  • universeller SME-Anschluss
  • Start-/Stoppzeit: 0,7 Sek.
  • Drehmoment: 1,8 kg/cm
  • Gleichlaufschwankung: 0,025 % WRMS
  • Abmessungen: 453 (B) x 372 (T) x 173 (H) mm
  • Gewicht: 9,9 kg
  • Zubehör
  • Plattenteller
  • Auflage- und Zusatzgewicht
  • Gummiauflage
  • Single-Puk
  • Headshell und vormontiertes Audio-Technica AT-VM95C
  • Netz, Cinch- und Erdungskabel
  • Schutzhaube
  • Bedienungsanleitung und Garantieunterlagen
  • Preis: 899,- Euro
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