Technics SL-1200GR2 Test

Anstatt sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen, dreht Technics erneut an der Klangschraube, um mit dem neuen Plattenspieler SL-1200GR2 bzw. 1210GR2, wahlweise in Silber beziehungsweise in Schwarz erhältlich, zu beweisen: Es geht noch besser! Bereits das von uns getestete G-Modell und das GR-Modell bewies, der japanische Hersteller setzt vor allem mit dem isenkernlosen und ohne Polruckeln auskommenden Antrieb neue Maßstäbe. Aber Technics sah noch mehr Potential, indem sie dem Hörer dank dem von ihnen neu entwickelten innovativen Delta Sigma Drive den reinsten Vinyl-Klang in dieser Preisklasse versprechen. Sämtliche Störungen, sei es elektrischer und mechanischer Herkunft, und damit einhergehende kleinste Vibrationen werden von dieser Technologie ausradiert. 

Dieses exklusive Feature lässt sich Technics mit weiteren 500,- Euro entlohnen, sodass der Listenpreis auf 1999,- Euro steigt. Kein Schnäppchen, aber klanglich soll es der SL-1200/1200GR2 nunmehr auch mit der Referenz, dem SL-1200G aufnehmen können …

Technics SL-1200GR2 Test

Technics SL-1200GR2 Test – das Wichtigste in Kürze

  • Schallplattenspieler mit Direktantrieb und eisenkernlosem Motor 
  • Delta Sigma Drive 
  • Pitch-Control mit 8 und 16 % Umfang
  • Drehmoment und Brake mehrstufig einstellbar 

Wer sich für den Technics SL-1200/1210GR2 entscheidet, weiß, was er bekommt: einen hochwertigen und sehr robusten, optisch zeitlosen Plattenspieler, den nicht so schnell etwas aus der Rillenspur bringt. Plattenaufleger, die vor allem die Zuverlässigkeit der 1200er-Serie schätzen, gelten beim vorliegenden Modell allerdings eher nicht als Zielgruppe, sondern der Hersteller wendet sich primär an audiophile User, die großen Wert auf Klang legen. Das hat nicht nur etwas mit dem Preis zu tun, aber dazu später. 

Fotostrecke: 3 Bilder Der SL-1200GR2 mit Staubschutzhaube

Vom Chassis her bleibt sich Technics treu, mit anderen Worten, es ist identisch mit dem GR-Modell. Es bringt 11,5 kg auf die Waage und misst und 173 x 453 x 372 mm (Höhe x Breite x Tiefe). Das silberne und sehr edel anmutende Metall-Faceplate sitzt auf einer zweischichtigen und damit sehr stabilen Chassis-Konstruktion, bestehend aus einer festen Verbindung von BMC (Bulk Moulding Compound) und Aluminium-Druckguss. Hochdämpfende und in der Höhe verstellbare Isolatoren mit speziellem Silikonkautschuk dämpfen das Chassis vor Vibrationen und Schockerschütterungen.

Fotostrecke: 2 Bilder Technics SL-1200GR2 – der Lieferumfang

Klassisches SL-1200er Design

Die Optik eines SL-1200ers ist schon als Branding zu werten, die bewehrt und an der man nichts ändern sollte. Zudem erfuhren sämtliche Bedienelemente in der Erstauflage des SL-1200GR mit den leicht abgerundeten Ecken eine Frischzellenkur, die keiner weiteren Überholung bedarf. 

Der SL-1200/1210GR2 besitzt wie seine Vorgänger einen versenkten Motorschalter samt blau leuchtenden Stroboskop. Farblich sind dazu abgestimmt dank blauer LED: die beiden Geschwindigkeitstasten für 33, 45 und 78 RPM, der Reset-Taster für den 10 cm langen, sehr smooth gleitenden Pitch-Control und dessen Range-Taste, um ihn von 8 auf 16 % umzuschalten. Lediglich das auf Knopfdruck gedämpft ausfahrbare Targetlight strahlt in Weiß. 

Auch an der ebenfalls bereits überarbeiteten und sehr bewährten Tonarmaufhängung ändert sich nichts. Der hochpräzise gelagerte, aus leichtem, starren Aluminiumrohr gezogenene Tonarm in S-Form hängt kardanisch in der Basis. Natürlich lässt sich die Tonarmhöhe am Sockel unterhalb des Tonarmlager anpassen, sofern die dazugehörige Arretierung gelöst ist, wie auch das Anti-Skating am Rädchen in den Schritten null bis drei. Der Tonarm besitzt einen SME-Bajonett-Verschluss für einen Headshell samt zu montierendem Tonabnehmer oder eine Cartridge in Concorde-Bauweise. Um diesen sanft in die Plattenrille zu senken oder auch anzuheben, bediene ich mich dem Hebel. Für alle 7-Zoll-Anhänger reserviert der SL-1200/1210GR2 wie gewohnt eine Mulde samt Single-Puk in der linken oberen Ecke des Chassis. 

Rückseite des Technics SL-1200GR2

An der Rückseite finde ich die beiden Cinch-Buchsen samt Erdungsschraube und den Kaltgeräteanschluss für die entsprechenden beigelegten Kabel. Gegenüber dem MK7-Modell besitzt der SL-1200/1210GR2 an der Zarge angeschraubte Scharniere zum Einhängen der ebenfalls zum Lieferumfang gehörenden Abdeckhaube. Ausgleichs- und Zusatzgewicht, Abstandshalter für Tonabnehmer, Headshell, Überhanglehre, Schraubensatz für Tonabnehmer und das Benutzerhandbuch vervollständigen das beigelegte Zubehör. 

Ein Blick unter den Plattenteller riskiert, entdecke ich die vier Taster zum Einstellen des Torques in drei Stufen auf maximal 2,2 kg/cm und der Bremse von einem weichen bis zu einem abrupten Stopp in fünf Schritten. 

Da der SL-1200/1210GR2 offiziell kein DJ-Plattenspieler (mehr) ist, bedarf es eigentlich nicht zwingend dieser einstellbaren Parameter. Über den USB-Anschluss kann bei Bedarf eine aktuelle Firmware aufgespielt werden.  

Fotostrecke: 3 Bilder Ein Blick von oben

Eisenkernloser Antrieb 

Technics revolutionierte den Direktantrieb schon mehrfach. Als weltweit erster Plattenspieler wurde 1970 der SP-10 mit einem solchen ausgestattet, um fünf Jahre später dessen Gleichlauf per Quarz zu stabilisieren. Ein Feature, das man auch vom 1979 eingeführten SL-1200MK2 kennt. Allerdings dessen Polruckeln – der Plattenteller wird übertrieben gesagt ruckhaft von Pol zu Pol der Antriebsspulen mit Eisenkern bewegt – war vor allem audiophilen Ohren ein Dorn im Auge, der erst im 2016 mit dem revolutionierten Antrieb des vorgestellten SL-1200G(AE) beseitigt wurde. 

Erstmalig kam der Motor hier ohne Eisenkerne aus. Dieses Prinzip wendet Technics auch wieder beim SL-1200/1210GR2 an. Der massive, mit Gummiauflage 2,5 kg schwere Aluminium-Druckguss-Plattenteller mit seiner schwingungsdämpfenden Gummischicht, die Vibrationen und Resonanzen absorbiert, wird über einen runden flachen Magneten, der sich an der Unterseite des Tellers befindet, dank einer Platine mit etlichen in einem Kreis angeordneten Frames motorisiert. 

Verbesserte Steuerung mit Delta Sigma Drive 

Soweit nicht Neues, wäre da nicht das Delta Sigma Drive, das hörbar den Klang verbessern soll, dies nicht nur für Ohren, die bekanntlich das Gras wachsen hören. Bei der Motorsteuerung nutzt Technics neuerdings das Pulsweitenmodulationsverfahren (PWM-Verfahren), das Technics bisher nur in ihren volldigitalen Verstärkern verbaute, um eine hochpräzise, verzerrungsarme Wiedergabe zu erzielen. Das Ziel: kleinere Ungenauigkeiten der Drehzahl, rotationsbedingte Schwingungen, Vibrationen auf der Oberfläche des Plattentellers zu reduzieren. 

Die neue Delta-Sigma-Wandlertechnologie schmälert Fehler in den Antriebssignalen und sorgt mit hochpräziser PWM-Technologie für verzerrungsarme Antriebssignale. Auch marginale Vibrationen in Form von gegenphasigen Komponenten in den Audiosignalen verunreinigen das Klangbild, dass das Delta-Sigma-Drive minimiert, das dem Klangbild laut Technics einen klareren und hochwertigeren räumlichen Ausdruck beschert. Im Vergleich zu herkömmlichen Systemen bescheinigt dies auch das sichtbar schärfer dargestellte Audiosignalspektrum beim genormten 3-kHz-Messignal. 

Wem dies noch nicht genügend Innovationen und High-Tech sein sollte: Technics knöpft sich auch noch das Netzteil vor. Sie verbauen ein mehrstufiges, geräuscharmes Hochgeschwindigkeitsnetzteil mit einer konstant stabilen Leistung samt minimaler Restwelligkeit und Brummen. Der Betrieb mit einer Schaltfrequenz von über 100 kHz unterdrückt potenzielle Störgeräusche. Es wird jedes Rauschen in der Stromversorgung erkannt und zur Auslöschung ein gegenphasiger Strom angelegt. Technics verspricht damit eine unverfälschte Wiedergabe ohne niederfrequentes Rauschen.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Zarge ohne Plattenteller

Praxis

Zunächst gilt es, den SL-1200GR2 „einzurichten“: Kabel anschließen, den Plattenteller in den Dorn einlassen, als Tonabnehmer das von mir ausgewählte Ortofon Concorde Elite (zum Test) am SME-Verschluss anstecken, dazu dessen erforderliches Auflagegewicht auf 3 g und Anti-Skating ebenfalls auf 3 einstellen. DJs werden jetzt bei diesem Anti-Skating-Wert aufschreien, aber es geht bei dem Test um audiophiles Playback, bei dem für eine optimale Nadelposition das Auflagegewicht und Anti-Skating vom Wert identisch sein müssen.

Fotostrecke: 7 Bilder Eine weitere Ansicht auf den SL-1200GR2

Technics SL-1200GR2: Start und die Bremse

Den SL-1200GR2 eingeschaltet und die Start-Taste gedrückt, läuft der Plattenteller wie gewohnt sehr zügig an. Wie bereits erwähnt, lässt sich das Drehmoment in drei Stufen einstellen, sei es für einen smootheren Start oder einen förmlichen Kick-off. Gleiches gilt auch für den Stopp, sprich die Bremse. 

Audio Samples
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Brake

Mittels zweier Tasten wird der jeweilige Wert schrittweise erhöht oder verringert. Durch erstmaliges Drücken eines Tasters sehe ich die momentane Einstellung durch mehrmaliges Blinken. Durch erneutes Drücken eines Tasters während des längeren Aufleuchtens der LED verändere ich den momentanen Wert, der durch wiederholtes Blinken bestätigt wird. Nach zwei Sekunden kann der Plattenteller gestartet werden.

Der Gleichlauf 

Die Gleichlaufschwankung beträgt wie gehabt 0,025 %. Wie auch bei den Vorgängern der dritten Antriebsgeneration mit eisenkernlosem Motor, dreht der SL-1200GR2 weitaus ruhiger und gleichmäßiger, das man sicherlich nicht unbedingt mit bloßem Auge hört, aber das vor allem Laborwerte bestätigen. 

Der Klang

Klanglich legt Technics seit jeher die Messlatte sehr hoch, dies wird erneut mit dem SL-1200GR2 bestätigt. Ich empfinde das Klangbild SL-1200GR2 als noch homogener, aufgeräumter, dazu fokussierter und bietet mehr Raum für die Instrumente und deren Staffelung. Auch elektronische Sounds, deren grenzwertigen Frequenzen durchaus einen Plattenspieler bei der akkuraten Abtastung an seine Grenzen bringt, weiß der SL-1200GR2 souveräner abzubilden. 

Audio Samples
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Grundrauschen bei voller Lautstärke Soundbeispiel

Der SL-1200/1210GR2 … nunmehr ein reiner HiFi-Plattenspieler?

Technics betont, dass der vorliegende SL-1200GR2 nicht (mehr) zum Auflegen konzipiert ist. Zumindest war der SL-1200/1210GR noch dafür vorgesehen, schließlich stellte er eine preiswertere Alternative zum für DJ-Anwendungen sündhaft teuren G-Modell dar. Im Nachhinein stellte sich aber die aus BluRay-Playern übernommene Gleichlaufsteuerung als unvorteilhaft heraus, da der Plattenteller-Korrekturen beim Pitchbending elektronisch gegensteuert. An und für sich eine tolle Technologie, die aber dem eigentlichen Nutzen im Weg stand.

Das war auch einer der Gründe für die Markteinführung des MK7-Modells. Dennoch habe ich mal das klassische Beatmatching samt Pitchbending am GR2 probiert, das problemlos von der Hand ging, ohne dass die Antriebssteuerung rebellierte. Aber irgendiwe ist ein Delta Sigma-Drive zum Auflegen „Perlen vor die Säue“. Der Plattenspieler liefert damit in dieser Preiskategorie eines der besten unverfälschten Audiosignale, die eine Nadel vom Vinyl bisher abtastete, was beim analogen Auflegen nicht die wohlverdiente Wertschätzung erfahren würde. 

Alternativen zum Technics SL-1200GR2

Der neue SL-1200/1210GR2 spielt dank Delta Sigma Drive in seiner eigenen Liga, dennoch lohnt sich ein Vergleich mit Alternativen aus eigenem Haus:

 TechnicsSL-1200GR2Technics SL-1500CTechnics SL-1200G 
Eisenkerloser Direktantriebjajaja
VormontierterTonabnehmerneinja nein
Phono-Pre-Ampneinjanein
Pitch Controljaneinja
Weitere BesonderheitenDelta Sigma Driveautomatische Endabschaltungdreilagiger Plattentellerhochpräzise FeinwuchtungTonarm aus Magnesiumvierschichtiges Chassis
Preis1999,- Euro1199,- Euro4499,- Euro

Fazit

Man glaubt es kaum, aber Technics bringt es tatsächlich fertig, mit dem SL-1200GR2 beziehungsweise SL-1210GR2, wahlweise in Silber und Schwarz erhältlich, den Direktantrieb in vierter Generation nochmals deutlich zu verbessern. Das Zauberwort lautet Delta Sigma Drive, eine von Technics entwickelte Technologie, mit dem der eisenkernlose Motor dank Pulsweitenmodulationsverfahren vor Störungen und Vibrationen durch kleinere Ungenauigkeiten der Drehzahl und rotationsbedingte Schwingungen geschützt wird. 

Fehler in den Antriebssignalen werden ausgemerzt. Zudem gönnt die Edelschmiede dem SL-1200/1210GR2 ein mehrstufiges, geräuscharmes Hochgeschwindigkeitsnetzteil. Dies zahlt sich alles hörbar in einem prägnanteren, dennoch sehr weicheren und klareren angeordneten Klangbild aus. 

Obendrein bleibt sich der Plattenspieler in der sehr hochwertigen Verarbeitung, der edlen und zeitlosen Optik und den Ausstattungsmerkmalen (Pitch Control, einstellbares Drehmoment und Brake) treu. Auch wenn das GR2-Modell 500,- Euro mehr kostet, spielt es klanglich nunmehr in einer weitaus höheren Liga, die dessen Listenpreis als edurchaus günstig erscheinen lässt.    

Features Technics SL-1200GR2

  • Schallplattenspieler
  • kernloser Direktantriebsmotor für stabiles Drehverhalten
  • Delta Sigma-Drive zur Unterdrückung von Motorvibrationen für ein ruhigeres und präziseres Drehverhalten
  • geräuscharme Niederspannungs-Leistungsschaltung und Schaltnetzteil
  • zweischichtiger Plattenteller mit hoher Stabilität und Vibrationsdämpfung
  • Tonarm mit hoher Anfangsbewegungsempfindlichkeit
  • schockabsorbierendes Chassis mit hochdämpfenden Silikon-Isolatoren
  • in Stufen einstellbares Drehmoment und Brake
  • Pitch Control mit entweder 8- oder 16 Prozent Umfang
  • Abmessungen 173 x 453 x 372 mm (L x T x H)
  • Gewicht: 11,5 kg
  • Drehmoment: 2,2 kg/cm
  • Lieferumfang: Plattenteller, Plattentellerabdeckung, Staubschutz, EP-Schallplattenadapter, Ausgleichsgewicht,Zusatzgewicht, Abstandshalter für Tonabnehmer, Headshell, Überhanglehre, Schraubensatz für Tonabnehmer, PHONO-Kabel, PHONO-Erdungskabel, Kaltgeräte-Netzkabel, Benutzerhandbuch
  • Preis: 1999,- Euro

Technics – Website des Herstellers

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